Ist das Ochsenrennen in Molberting Tierquälerei?

Wenn die Ochsenhalter am 14. Juni in Molberting wieder auf ihren Tieren um die Wetter reiten, wird das für viele Zuschauer eine Riesen-Gaudi. Doch Tierschützer üben scharfe Kritik an dem Spektakel.
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SIEGSDORF - Wenn die Ochsenhalter am 14. Juni in Molberting wieder auf ihren Tieren um die Wetter reiten, wird das für viele Zuschauer eine Riesen-Gaudi. Doch Tierschützer üben scharfe Kritik an dem Spektakel.

Eine Riesen-Gaudi erwartet Werner Heinrichsberger, wenn am kommenden Sonntag (14. Juni, 13.00 Uhr) wieder die Ochsen in Molberting zum Rennen antreten. Heinrichsberger gehört zu den „Wolfsberger Goaßlschnalzern“, die anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens unter anderem das Ochsenrennen organisieren. Bereits 2003 und 2006 fand das Spektakel während der „Siegsdorfer Festwoche“ im Landkreis Traunstein statt, vor drei Jahren zählten die Veranstalter 2500 begeisterte Besucher.

Doch Tierschützer sind überhaupt nicht von dem Spektakel angetan. Die Tierschutzorganisation animal 2000 kritisiert insbesondere, dass die Ochsen mit Stockschlägen zum Laufen bewegt werden müssten. Einige Tiere hätten bei Ochsenrennen an stressbedingtem Durchfall gelitten, beklagt die stellvertretende Vorsitzende Mechthild Mench. Das Tierschutzgesetz verbiete es zudem, Tieren ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Eine „Gaudi“ sei kein vernünftiger Grund im Sinne des Gesetzes, begründet die Tierschützerin ihren Standpunkt.

Bullenreiten ist verboten, Ochsenreiten nicht

Die Tierschützer verweisen zudem darauf, dass das Bullenreiten in Bayern seit Sommer 2006 verboten sei. Ihrer Auffassung nach müsste dieses Verbot auch für das Reiten von Ochsen gelten. Einziger Unterschied zum Bullenreiten sei, dass es beim Ochsenreiten keinen Flankengurt gebe. Stattdessen würden die Ochsen mit Stöcken traktiert, sodass die Veranstaltung nicht als tierfreundlich gelten könne, heißt es weiter.

Die Organisatoren in Molberting reagieren gelassen auf die Vorwürfe. Das kenne er schon aus den Vorjahren, sagt Heinrichsberger beiläufig. Die Tierschützer hätten auch schon mal das Ochsenrennen besucht und seien ganz überrascht gewesen, wie normal und harmlos alles ablaufe, erinnert er sich. „Man kann heute über alles schimpfen“, grantelt er.

Bei der Veranstaltung ist immer ein Tierarzt dabei

Die Vorwürfe mit den Stockschlägen weist Heinrichsberger entschieden zurück. Es sei immer ein Tierarzt des Veterinäramtes bei der Veranstaltung dabei, um zu überwachen, dass der Zustand der Tiere und die Behandlung ordentlich seien. Beim Rennen im Jahr 2003 hatte der Tierarzt beispielsweise Bedenken wegen des Alters eines Ochsen. „Der war zu jung, dann hat der auch nicht mitgemacht“, sagt der Organisator.

Im oberbayerischen Münsing findet alle vier Jahre ein Ochsenrennen statt, mehrere tausend Besucher kamen nach Veranstalterangaben im Jahr 2008. Auch Ferdinand Bruckmeir vom örtlichen Ochsenverein kennt die Vorwürfe der Tierschützer: „Immer kurz vor dem Rennen macht animal 2000 einen Mords-Zinnober.“ Doch statt ein offenes Gespräch mit den Veranstaltern zu suchen, laufe das nur über die Presse. „Die sollten sich lieber um Hunde kümmern, die in 30-Quadratmeter-Wohnungen eingesperrt sind“, schimpft er.

Heinrichsberger will offen mit den Tierschützern reden

Anders sieht es in Illertissen aus. Dort veranstaltete der Reit- und Fahrverein im Jahr 2007 ein Ochsenrennen. Obwohl ein Amtstierarzt den ordnungsgemäßen Ablauf überwachte, sah sich der Vereinsvorstand Franz Stöberl bald im Internet mit Bildern konfrontiert, die angebliche Tierquälerei bei der Veranstaltung belegten. Die negative Presse und der mangelnde Erfolg hätten die Vereinsmitglieder abgeschreckt, wieder ein Ochsenrennen zu organisieren, resümiert Stöberl.

Heinrichsberger hat angekündigt, offen mit den Tierschützern während des Ochsenrennens zu sprechen. Gerne erkläre er den Interessierten die Abläufe, sagt er. Den Vorwurf, dass Ochsenrennen Kindern ein falsches Bild vom Umgang mit Tieren geben, weist er zurück. „Bei uns gibt es mit Absicht keinen Ochsenbraten, denn das könnte man den Kindern nicht vermitteln.“

ddp

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