Interview im Knast: Peggys Mörder spricht

Dr. Thomas Müller (45), Europas führender Kriminalpsychologe, besuchte Ulvi K. (32) für eine TV-Doku. Der geistig Behinderte streitet die Tat weiter ab. Und viele Fragen bleiben offen.
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Peggy, von dem kleinen Mädchen fehlt bis heute jede Spur. Rechts: Ulvi K. 2008
abendzeitung Peggy, von dem kleinen Mädchen fehlt bis heute jede Spur. Rechts: Ulvi K. 2008

LICHTENBERG - Dr. Thomas Müller (45), Europas führender Kriminalpsychologe, besuchte Ulvi K. (32) für eine TV-Doku. Der geistig Behinderte streitet die Tat weiter ab. Und viele Fragen bleiben offen.

Diese TV-Dokumentation (Sonntag, 22.15 Uhr, Sat1) geht unter die Haut! Im Mittelpunkt der Sendung steht Ulvi K. (32). Jener geistig behinderte Gastwirtsohn, der in einem umstrittenen Indizienprozess als Mörder der kleinen Peggy (9) zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Zum ersten Mal äußert er sich vor laufender Kamera zu den Vorwürfen.

In der sechsteiligen TV-Serie „Urteil Mord“ begibt sich Dr. Thomas Müller (45) auf Spurensuche hinter Gittern. Der weltweit gefragte Kriminalpsychologe aus Österreich hat nicht nur lange Gespräche in der Psychiatrie mit Ulvi K. geführt. Er besichtigte auch den Tatort, sprach mit Ulvis Eltern, der Mutter des Opfers und anderen Zeugen. Das Ergebnis seiner Analyse, die er den Zuschauern neun Jahre nach dem spurlosen Verschwinden des Mädchens präsentieren wird: In dem Fall, der mit dem rechtskräftigen Urteil gegen Ulvi K. juristisch längst abgeschlossen ist, sind viele Fragen offen – zu viele?

Gudrun Rödel, die Ulvi K. betreut und ein Wiederaufnahmeverfahren durchsetzen will, war bei den Dreharbeiten dabei – auch bei der Befragung Ulvis in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. „Es war aufgrund der geistigen Behinderung von Ulvi ein schwieriges Gespräch. Es mussten immer wieder kleine Pausen eingelegt werden, wenn bei Ulvi die Konzentration nachließ“, gibt sie ihre Eindrücke vom Treffen des verurteilten Mörders mit dem Psychologen wieder.

Ulvi, der sich geistig auf dem Stand eines etwa zehnjährigen Kindes befindet, beteuerte in dem Gespräch mit Müller auch, dass er Peggy nicht umgebracht habe. Gudrun Rödel: „Er sagte, dass es sein größter Wunsch sei, wenn Peggy wieder lebend auftauchen würde.“

Nach den Schilderungen der Betreuerin wiederholte Ulvi vor der Kamera, dass er von zwei Kripobeamten während einer Vernehmung körperlich attackiert worden sei – und schließlich Dinge erzählt habe, die man von ihm hören wollte.

Das Landgericht in Hof, vor dem der Mord ohne Leiche verhandelt wurde, stützte sich in seinem Urteil auf ein Geständnis des Gastwirt-sohns, das nach Dutzenden von Vernehmungen zustande gekommen war und später von ihm widerrufen wurde.

Objektive Beweismittel oder gar Tatzeugen standen den Richtern nicht zur Verfügung. Trotzdem verurteilten sie den Behinderten zu lebenslanger Haft.

Helmut Reister

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