Hörls Hitler-Zwerge erobern Straubing
Auf dem Ludwigsplatz ist die umstrittene Installation des Nürnberger Künstlers ab Donnerstag zu sehen – und ist nur dank privater Sponsoren möglich.
STRAUBING Eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung wird Gartenzwergen selten zuteil. Doch diese Zwerge sind anders: Sie zeigen den Hitlergruß. Heute wird die „dance with the devil“-Installation des Nürnberger Künstlers Otmar Hörl auf dem Ludwigsplatz in Straubing eröffnet.
„Ich will zeigen, dass rechtes Gedankengut in den Köpfen von uns allen steckt“, erklärt Hörl. Dass er mit seinen Zwergen provoziert, nimmt er bewusst in Kauf. „Ich brauche natürlich einen Aspekt, der stark genug ist, um Diskussionen anzukurbeln.“
In Straubing ist die Aufregung bereits vor der Eröffnung groß. „Schon im Vorfeld gibt es Widerstand: politischen, bürgerlichen und von Kollegen“, berichtet Hörl.
Hörl: "Ich habe kein Recht darauf, dass sie dort in Ruhe gelassen werden“
Ob sie gefallen oder nicht: Bis kommenden Montag gehört der Ludwigsplatz den 1250 Hitlergruß-Zwergen. Auf einem zwölf Meter breiten und 50 Meter langen Raster aus Dachlatten angeschraubt, strecken die 39 Zentimeter hohen Zwerge dort den rechten Arm in den Himmel. Einzig und allein ihre Farbgebung ist unauffällig: Die Hälfte der Figuren hat Hörl schwarz gestaltet, die übrigen in einem dunklen Anthrazit. Die Farben hat er „wegen dem Bild von der grauen Masse“ gewählt.
Dass die Zwerge am Ende der Installation noch genau so dastehen, glaubt Hörl trotz der Überwachung nicht. Tagsüber haben Mitglieder der Bürgerinitiative „Runder Tisch gegen Rechts“ ein Auge auf sie, nachts ein professioneller Wachdienst. „Ich glaube, dass sie beschädigt werden.“ Angst davor habe er nicht. „Sie stehen im öffentlichen Raum. Ich habe kein Recht darauf, dass sie dort in Ruhe gelassen werden.“
In Straubing hatte der Kulturausschuss des Stadtrats die Installation zwei Mal abgelehnt, da das Kunstprojekt die Stadt 20.000 Euro gekostet hätte. Die Bewachung der Zwerge auf dem Stadtplatz hätte für zehn Tage nochmals mit 8000 Euro zu Buche geschlagen. Zu viel, so die Meinung des Kulturausschusses. Die örtliche SPD wollte die Installation aber unbedingt nach Straubing holen und hat sich um private Sponsoren gekümmert. In Nürnberg war im Sommer gegen Hörl wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole ermittelt worden.