Glück am laufenden Band: Besuch in einer bayerischen Glückskeksfabrik

In seiner Keksfabrik in Bad Abbach stellt Raphael Schäfer den knusprigen Nachtisch mit Botschaften her – die sind meist positiv.
Simona Cukerman |
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Saugen, drücken, knicken: So kommt das Glück in den Keks.
Simona Cukerman 3 Saugen, drücken, knicken: So kommt das Glück in den Keks.
Bevor der Glückskeks zum Keks wird, ist er zunächst ein kleiner Pfannkuchen.
Simona Cukerman 3 Bevor der Glückskeks zum Keks wird, ist er zunächst ein kleiner Pfannkuchen.
Bis zu 20.000 Glückskekse kann Raphael Schäfer mit seinen neun Mitarbeitern an einem Tag backen.
Simona Cukerman 3 Bis zu 20.000 Glückskekse kann Raphael Schäfer mit seinen neun Mitarbeitern an einem Tag backen.

Bad Abbach - Glück duftet nach Vanille, und hat zunächst die Form eines kleinen Pfannkuchens. Gebacken und verpackt findet man das Glück in Sieben-Gramm-Portionen in einer unscheinbaren Industriehalle eines unscheinbaren Industriegebiets in Bad Abbach (Kreis Kelheim). Dort backen und verpacken neun Mitarbeiter des "Bavarian Lucky Keks" bis zu 20.000 Glückskekse täglich.

Vom Werbegeschenk zum Glückskeks für alle

Die meisten kennen ihn aus asiatischen Restaurants. Ein philosophischer Spruch steckt drin – der Keks an sich hingegen ist eher unspektakulär. Doch Raphael Schäfer, der Inhaber der Glückskeksfabrik, schenkt dem Keks mehr Beachtung. Knusprig soll er sein, voller Geschmack und nicht zu bröselig. 2017 hat er die Firma seines Vaters Ralph übernommen. Nach über 30 Jahren Berufserfahrung kommt der ehemalige Glückskekshersteller hin und wieder noch vorbei. "Wenn du mich brauchst, bin ich da", sagte Raphaels Vater bei der Übergabe.

Bis zu 20.000 Glückskekse kann Raphael Schäfer mit seinen neun Mitarbeitern an einem Tag backen.
Bis zu 20.000 Glückskekse kann Raphael Schäfer mit seinen neun Mitarbeitern an einem Tag backen. © Simona Cukerman

Das Glück hat seinen Ursprung in einem Gartenhäuschen. Dort hat Ralph Schäfer, ehemaliger Chef der Glückskeksfabrik, für andere Unternehmen individuelle Werbung mit Bonbons gemacht. "Anfang der 2000er kam ein großer Auftrag rein: eine Million Glückskekse für eine namhafte Unterwäschemarke."

Doch gab es damals nur einen Glückskekshersteller auf dem Markt, der eben die verrufenen Bröselkekse hergestellt hat. "Der Keks war damals nicht so gut, doch kam er beim Kunden gut an."

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Keine vier Monate später sei Ralph Schäfer zu seinen beiden Söhnen gekommen, um eine Botschaft zu verkünden: Wir backen jetzt Glückskekse. "Und wir hatten wirklich keine Ahnung davon." Mit der Zeit haben die drei Männer den Glückskeks-Code geknackt und sind mit dem Ergebnis auf Messen gefahren. "Viele kannten den Glückskeks damals noch nicht. Manche haben ihn sich einfach in den Mund gesteckt, weil sie nicht wussten, dass sich im Kern eine Botschaft verbirgt", sagt Raphael Schäfer.

Vom Werbegeschenk hat sich Schäfers Glückskeks mit den Jahren weiterentwickelt. Zwar produziert die 2.000 Quadratmeter große Glückskeksfabrik weiterhin für Unternehmen, führt jedoch mittlerweile auch Glückskekse für den privaten Haushalt.

Zehn Sekunden Zeit, um das Glück zu falten

Doch wie landen die Sprüche eigentlich im Keks? Nachdem der Teig angerührt ist, kommt er als kleiner Pfannkuchen in die Glückskeks-Backmaschine. Dort rotiert er dreieinhalb Minuten lang in einem Karussell, während eine Gegendruckplatte dem Keks die Feuchtigkeit entzieht und ihn auch gleichzeitig durchbacken lässt.

Sobald der gebackene Mini-Pfannkuchen aus der Glückskeksbäckerei fährt, hat man exakt zehn Sekunden Zeit, um den Zettel zu platzieren und den Pfannkuchen zum Glückskeks zu falten. Nach drei Minuten und 40 Sekunden ist das Glück fertig. Der süße Vanilleduft in der Glückskeksfabrik führt Schäfer nicht in Versuchung. "Als Nachspeise landet bei mir eher eine Käseplatte auf dem Tisch." Deswegen würde er auch gerne einen deftigen Keks entwickeln. "Ich habe einfach Bock anders zu sein."

Bevor der Glückskeks zum Keks wird, ist er zunächst ein kleiner Pfannkuchen.
Bevor der Glückskeks zum Keks wird, ist er zunächst ein kleiner Pfannkuchen. © Simona Cukerman

Für jeden Anlass gibt es den richtigen Keks

Aus diesem Grund backt Schäfer auch XXL-Glückskekse. Sie sind mindestens 45 Gramm schwer und tragen eine persönliche Botschaft in sich – doch nicht immer eine positive. "Ein Kunde hat mit seiner Partnerin über einen Glückskeks Schluss gemacht." Ein Schlussmachkeks quasi. Des einen Freud ist ja bekanntlich des anderen Leid. Kunden nehmen jedoch den XXL-Keks meist lieber für positive Nachrichten her: Heiratsanträge zum Beispiel. Dann hat Schäfer noch Scherzkekse mit Flachwitzen auf Lager, Unglückskekse mit sarkastischen Sprüchen oder auch bayerische Glückskekse.

Schäfer produziert in seiner Glückskeksfabrik zu 90 Prozent für Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Manchmal landen jedoch Sprüche im Keks, bei denen er nicht weiß, was eigentlich draufsteht. "Letztens erst hatte ich einen Kunden aus Litauen, davor einen, der Sprüche auf Arabisch haben wollte."

Zum Thema Glück hat Schäfer eine sehr einfache Ansicht: Es sind die kleinen Dinge. "Ich hatte das große Glück, dass mir mein Vater viele Reisen ermöglicht hat", sagt Schäfer. Dabei habe er seine Heimat lieben und schätzen gelernt. "Nach jeder Reise bin ich froh, wieder daheim zu sein." Wasser und Luft braucht Schäfer, um glücklich zu sein. "Wenn man mir diese zwei Sachen gibt, kann ich den Rest alleine auf die Beine stellen."

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