Gloria von Thurn und Taxis: „Ein frauenpolitisches Fiasko“

Gloria von Thurn und Taxis erhält die Sozialmedaille für ihr Engagement bei der Stiftung „Ja zum Leben“ – die vehementen Abtreibungsgegner sind äußerst umstritten.
Linda Jessen |
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Gloria von Thurn und Taxis mit Sozialministerin Emilia Müller bei der Verleihung der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste unter anderem für ihr Engagement in der Stiftung „Ja zum Leben“.
Matthias Balk/dpa Gloria von Thurn und Taxis mit Sozialministerin Emilia Müller bei der Verleihung der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste unter anderem für ihr Engagement in der Stiftung „Ja zum Leben“.

Am Freitag verlieh Sozialministerin Emilia Müller im Max-Joseph-Saal der Residenz die Staatsmedaille für soziale Verdienste. Zu den Geehrten gehört auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Grund ist unter anderem ihr Engagement im Stiftungsrat von „Ja zum Leben“.

Die Stiftung ist eine Schwesterorganisation der „Aktion Lebensrecht für alle“ und ruft mit zur „Demo für alle“ auf, die diesen Samstag unter anderem in Berlin stattfindet und zu der 7000 Menschen erwartet werden. Die Stiftung spricht sich klar gegen Abtreibungen aus.

Dorothea Weniger, Vertreterin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Bündnis „Vielfalt statt Einfalt“ kritisiert scharf: „Die Verleihung der Medaille ist ein frauenpolitisches Fiasko. Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen wird damit obsolet.“ In Bayern werde es aufgrund zu weniger Kliniken ohnehin immer schwieriger für Frauen, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen.

Auf ihrer Internetseite vergleicht die Stiftung die Situation der Abtreibung zum Teil mit einer Vergewaltigung – ein Schicksal, das in so manchem Fall Grund für den Entschluss zur Abtreibung ist. „Ja zum Leben“ warnt betroffene Frauen auch vor traumatischen Störungen, ähnlich derer von Vietnam-Veteranen. Doch das sogenannte Post-Abortion-Syndrom (PAS) wird unter anderem von der Amerikanischen Psychologen-Vereinigung als wissenschaftlich nicht belegbar beurteilt.

Erst vergangene Woche empfing Kultusminister Ludwig Spaenle die „Demo für alle“ und zog daraufhin seinen eigenen Entwurf zur Sexualerziehung in Schulen zurück. „Beim Bündnis beobachten wir schon länger, dass sich die Staatsregierung am rechten Rand anbiedert“, kritisiert Weniger.

Die Stiftung ist auch Mitglied im „Bundesverband Lebensrecht“. „In diesem Verband wird ordentlich auf die Pauke gehauen mit Mordvorwürfen und Ähnlichem. Damit hat die Staatsregierung offenbar kein Problem“, sagt Robert Andreasch vom aida Archiv.

Im Münchner Stadtrat kam es im Januar letzten Jahres zum Eklat, als die CSU Markus Hollemann (ÖDP) zur Wahl zum Gesundheitsreferenten vorschlug. Damals wurde bekannt, dass Hollemann Mitglied bei der „Aktion Lebensrecht für alle“ war. Besonders pikant damals: Als zuständiger Leiter des Gesundheitsreferats wäre auch die Beratungsstelle für Schwangere in seinen Verantwortungsbereich gefallen. Hollemann trat nach Bekanntwerden der Information nicht mehr zur Wahl an.

Mit der Forderung nach dem Abtreibungsverbot geht zudem meist eine nach traditionellen Familienbildern einher. „Das geht zurück in die 50er Jahre und hat mit der Lebensrealität der Menschen heute nichts zu tun“, sagt Weniger deutlich.

Die Staatsministerin teilt auf Anfrage schriftlich mit: „Fürstin von Thurn und Taxis hat die Medaille für ihr beispielhaftes soziales und caritatives Wirken erhalten, unter anderem in den Stiftungen ‚Ja zum Leben‘ und ‚Stiftung für krebskranke und körperbehinderte Kinder‘ sowie für die ‚Leukämiehilfe Ostbayern‘. Bei der Auszeichnung kommt es alleine auf das soziale Engagement der Geehrten und ihren Verdienst für die Allgemeinheit an.“

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