Gespenstisches im Gebüsch? Darum sind viele Büsche gerade von einem silbrigen Schleier überzogen
Wer derzeit durchs Grüne wandert, kann leicht auf Gespenstisches stoßen: Silbrige Gebilde hängen an kahl gefressenen Bäumen, Sträuchern und Büschen. Verantwortlich dafür sind dem bayerischen Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) zufolge die Raupen von Gespinstmotten.
Die Raupen von verschiedenen Gespinstmottenarten fressen die Blätter der Pflanzen vollständig ab und überziehen Stämme, Äste sowie Zweige mit einem feinen Netz.

"Ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr sind ideale Voraussetzung für eine Massenvermehrung der kleinen weißen Falter", sagt Tarja Richter, Insekten-Expertin des LBV. In diesem Jahr dürften sich die Tiere im Freistaat also besonders wohlfühlen. Der Klimawandel fördert das alljährliche massenhafte Auftreten der Falter.
Gefährlich sind sie nicht
Doch es gibt keinen Grund zur Sorge: Gefährlich sind Gespinstmotten nicht. Es handelt sich nicht um eine invasive Art, die den Lebensraum einheimischer Arten bedroht. Zudem verhindern 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen und Raubwanzen, sowie einige Vogelarten die Ausbreitung der Tiere.
Den Bäumen oder Sträuchern schade der Befall nicht, da sie die verlorenen Nährstoffe zu einem Großteil durch den auf den Boden fallenden Raupenkot zurückbekämen, heißt es vom LBV. Neben Traubenkirschen befallen Gespinstmotten Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln und gelegentlich auch Obstbäume.

Die Motten legen ihre Eier im August in die Sträucher, wo sie als millimetergroße Räupchen überwintern. Im späten Frühling beginnt die Fraßphase, in der sie zunächst von innen heraus Blattknospen anfressen und ihr Gespinst anlegen.
Ein Schleier zum Schutz – und als Regenschirm
Doch wozu brauchen sie diesen seidigen Schleier? Dieser dient als Schutz- oder Regenschirm. Mit dem Schleier wollen sich die Raupen vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen schützen, heißt es vom LBV.
Man solle die Tiere nicht mit Gift vernichten, sagt Richter. "Der Eingriff von Insektengift ist in den meisten Fällen nicht erfolgreich und schadet zudem der Umwelt, da von den Giften auch die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten betroffen sind." Hat sich das Gespinst erst einmal ausgebildet, seien die Raupen kaum noch loszuwerden. Während normalen Büschen das Gespinst nicht schadet, sieht es bei Obstbäumen etwas anders aus, denn teilweise können die Gespinstmotten die Ernte verringern.
Im April mit dem Absammeln beginnen
Um sie zu schützen, sollten Baumbesitzer laut Richter spätestens ab April mit dem Absammeln der Tiere beginnen – für das kommende Jahr kann man sich das schon einmal vormerken. Die Gespinste ließen sich mit einem Besen entfernen oder mit einem Wasserschlauch herunterspritzen.

Anders als die Gespinstmotte ist die Asiatische Hornisse eine invasive Art - besonders gefürchtet wird sie von Imkern, da sie heimische Bienen verdrängt. Und das immer öfter, warnt die Bayerische Anstalt für Weinbau und Gartenanbau (LWG). Aus Richtung Hessen dringe sie immer weiter nach Bayern vor. In diesem Jahr wurden schon vier Nester gefunden. Zudem gab es fünf Sichtungen von Einzeltieren. Die LWG hofft darauf, dass Sichtungen gemeldet werden. Im Internet kann man unter www.beewarned.de die aktuellen Funde einsehen.
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