Gasbohrung am Ammersee: Auf einmal soll alles ganz schnell gehen

Unweit des idyllischen Ammersees soll nach Gas gebohrt werden. Schon lange ist das Projekt umstritten. Jetzt kommt auf einmal Bewegung in die Sache.
AZ/ dpa |
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Viele Bewohner und Umweltschützer sind gegen die Bohrung nach Erdgas unweit des Ammersees. Trotzdem scheint es nun bald loszugehen. (Archivbild)
Viele Bewohner und Umweltschützer sind gegen die Bohrung nach Erdgas unweit des Ammersees. Trotzdem scheint es nun bald loszugehen. (Archivbild) © Stefan Puchner/dpa
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Reichling

Die umstrittene Bohrung nach Erdgas in der Gemeinde Reichling (Landkreis Landsberg am Lech) unweit des Ammersees steht unmittelbar bevor. Das Unternehmen habe mit Schreiben vom 28. Juli 2025 bei der Regierung von Oberbayern den Beginn der Aufbauarbeiten der Bohranlage für den 29. Juli 2025 angezeigt, teilte ein Sprecher der Bezirksregierung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ursprünglich hatten die Bohrarbeiten im ersten Quartal 2025 beginnen sollen, hatten sich aber immer wieder verzögert.

Kranteile und Tanks wurden bereits angeliefert

Nachdem der Bohrplatz in den vergangenen Monaten gerodet und planiert worden war, wurden laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Montagnachmittag Kranteile zur Aufstellung des Bohrturms angeliefert. In der vergangenen Wochen waren zudem Spezialtanks zur Lagerung von gefährlichen Flüssigkeiten geliefert worden. 

Greenpeace: Verstoß gegen klimapolitische Verantwortung

Saskia Reinbeck von Greenpeace Bayern sieht im bevorstehenden Beginn der Probebohrung einen Verstoß gegen die klimapolitische Verantwortung Deutschlands und auch der bayerischen Staatsregierung. 

"Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat vergangene Woche mit seinem bahnbrechenden Rechtsgutachten festgestellt, dass alle Staaten dazu verpflichtet sind, ihr Möglichstes zu tun, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen", sagte Reinbeck. Die Bohrung in Reichling zu ermöglichen, widerspreche dem klar. "Es darf keine neuen Gasförderungen in Bayern oder vor Borkum geben. Alle energiepolitischen Vorhaben für fossile Energien müssen nun auf den Prüfstand gestellt werden."

Förderdauer von 10 bis 15 Jahren geplant 

Hinter den Förderplänen steht die "Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH", die zu 80 Prozent im Besitz der MRH Mineralöl-Rohstoff-Handel GmbH mit Sitz in Düsseldorf ist und zu 20 Prozent von der Genexco GmbH gehalten wird. Sollte die Probebohrung erfolgreich sein, plant das Unternehmen eine Förderung von Erdgas über zehn bis 15 Jahre. Es wird eine Gasmenge von 400 bis 500 Millionen Kubikmetern vermutet, diese könnte in der Förderzeit den heimischen Gasbedarf von 10.000 bis 15.000 Haushalten decken. Ob das Gas aber wirklich gefördert werden kann, wird sich erst bei der Probebohrung herausstellen. 

Projekt ist in Region sehr umstritten - Sorge um Trinkwasser

In der Gemeinde und bei Umwelt- sowie Naturschützern ist das Projekt sehr umstritten. Immer wieder hatte es Proteste gegeben. Insbesondere sorgen sich die Menschen vor Umweltschäden für ihr Trinkwasser, sei es durch die Förderung als auch durch Unfälle oder Störungen rund um den Bohrplatz über der Erde. Denn in direkter Nähe zum Bohrloch ist die Trinkwasserquelle des Ortes. Die Region sorgt sich zudem vor negativen Auswirkungen auf Immobilienpreise und den Wirtschaftsfaktor Tourismus. Das Unternehmen hatte seinerseits immer betont, es bestehe keine Gefahr für die Umwelt.

Gleichwohl wollte sich Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger (CSU) auf Anfrage nicht zu den anstehenden Bohrungen äußern: "Da es sich nach wie vor um ein Bundes- und Landesthema handelt, distanzieren wir uns als Gemeindeverwaltung von jeglicher Meinungsäußerung." Die "Augsburger Allgemeine" berichtete unter Verweis aus Hintersberger, dass die Bohrung "nächste Woche starten" werde.

Annähernd 35.000 Menschen hatten zwischenzeitlich per Unterschrift auch von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einen Stopp der Gasbohrungen gefordert. Die Umweltschutzorganisationen Bund Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace Bayern und Fridays for Future hatten vor drei Monaten zu der landesweiten Unterschriftensammlung aufgerufen.

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  • Der wahre tscharlie vor 7 Stunden / Bewertung:

    10 bis 15000 Haushalte sollen mit der vermuteten Gasmenge abgedeckt werden.
    Woow, doch so viele.
    Und dazu werden Millionen Euros in den Boden gesteckt.
    Und das bis zu 15 Jahre lang.
    Manche Geschichten kann man sich nicht ausdenken.
    Mich wundert, dass noch kein Politiker das Arbeitsplatz-Argument gebracht hat.
    Ironie aus.

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  • ClimateEmergency vor 9 Stunden / Bewertung:

    Man bemerke:
    Mit der lokalen Förderung wird kein Liter Gas weniger importiert, da das alles längst beschlossene Verträge - mit Überangebot - sind - dank der Blackout-Panikmache nach Kriegsbeginn.

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  • Himbeer-Toni vor 8 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    Tut Bayern was, dann ist es Ihnen auch nicht recht. Mit Ihnen hat man es nicht leicht.

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