Fall Peggy: Polizei öffnet Grab - Ein Schlag ins Wasser

Grab in Lichtenberg exhumiert: Die nächtliche Aktion der Polizei war ein Schlag ins Wasser. Die Leiche von Peggy wurde nicht gefunden. Was die Polizei dazu sagt.
LICHTENBERG - Auf der Suche nach der seit 2001 vermissten Peggy Knobloch (9) aus Lichtenberg (Landkreis Hof) wurde in der vergangenen Nacht auf dem Friedhof der Marktgemeinde das Grab einer alten Frau (81) geöffnet. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten nicht ausschließen, dass in dem Grab die Leiche des Mädchens vergraben worden sein könnte. Doch die nächtliche Aktion war ersten Erkenntnissen zufolge ein Schlag ins Wasser.
Der Sprecher der Bayreuther Polizei, Jürgen Stadter, erklärte gegenüber der Abendzeitung, dass zwar wie erwartet Knochen gefunden worden seien, eine erste Einschätzung des Gerichtsmediziners jedoch die Vermutung nahe lege, dass es sich nur um die sterblichen Überreste der 81-jährigen Frau handle. Stadter: „Ein endgültiges Ergebnis steht erst nach einer eingehenden Untersuchung durch die Gerichtsmedizin fest.“
Herbert Potzel, Chef der Bayreuther Staatsanwaltschaft, hatte in den zurückliegenden Monaten mehrfach erklärt, dass seine Behörde die Ermittlungsakten durchforste und Spuren gegebenenfalls neu bewerte. Dies sei auch Anlass der Graböffnung in den frühen Morgenstunden des Mittwochs gewesen, sagte der Polizeisprecher. Um vier Uhr morgens begannen zwei Friedhofsmitarbeiter im Licht starker Scheinwerfer damit, das Grab im Licht starker Scheinwerfer zu öffnen. Mit Schaufeln arbeiteten sie sich schichtweise bis in etwa zwei Meter tiefe vor. Die Grabungen dauerten bis zehn Uhr morgens. In dieser Zeit wurde der Friedhof von rund 50 Polizeibeamten hermetisch abgeriegelt.
Gerüchte, dass die Leiche Peggys im Grab der 81-jährigen Lydia H. verscharrt oder mit in den Sarg gelegt worden sein könnte, waren schon kurz nach dem Verschwinden des Mädchens aufgetaucht und hatten zu intensiven Ermittlungen der Soko geführt. Lydia H., die bis ins hohe Alter hinein in der Ortsmitte einen kleinen Lebensmittelladen geführt hatte, war zwei Tage nach Peggys Verschwinden (7. Mai 2001) auf dem Friedhof beigesetzt worden. Zu dieser Zeit kochte in Lichtenberg die Gerüchteküche über, auch die Version mit dem Grab machte die Runde.
Die Polizei interessierte sich ein knappes Jahr später dafür. Ende März 2002 wurde unter anderem der damalige Bürgermeister befragt, der zu Lydia H. einen direkten Bezug hatte und auch an der Beerdigung teilnahm. Lydia H. war seine Tante. Der Bürgermeister, dem das Gerücht bekannt war, äußerte schon damals starke Zweifel an der „heimlichen Beisetzung“ Peggys im Grab seiner Tante.
Diese Vermutung wurde auch durch die Aussagen des Bestatters und der Sargträger gestützt, die keinerlei Auffälligkeiten wahrgenommen hatten. Der Bestatter hatte den Ermittlungen zufolge erst eine halbe Stunde vor der eigentlichen Beisetzung den Deckel des Sarges geschlossen. Ein zweiter Leichnam, sagte er aus, könne sich zu diesem Zeitpunkt unmöglich im Sarg befunden haben. Auch im Grab selbst könne keine Leiche gewesen sein, da ihm das sofort aufgefallen wäre, sagte auch der Totengräber aus.
Eine Exhumierung, die damals schon von der Polizei ins Auge gefasst worden war, hielt man nicht für nötig. In den Akten heißt dazu: „….letztendlich geklärt werden, dass es ausgeschlossen ist, dass die vermisste Peggy ins Grab bzw. in den Sarg….verbracht worden sein könnte.“ Für die Kripo Hof, die damals ermittelte, war die Spur „offenes Grab“ damit erledigt, für die Staatsanwaltschaft Bayreuth dagegen offenbar nicht.