Extreme Unwetter werden in Zukunft vermehrt auftreten
Klimaforscher Mojib Latif im Interview über die Rolle des Klimawandels bei extremen Unwettern.
München - AZ-Interview mit Mojib Latif. Der 64-Jährige ist Meteorologe, Klimaforscher und Hochschullehrer. Für seine Forschungen zur globalen Erwärmung erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.

AZ: Herr Latif, wie kommen solche Wetterextreme, wie sie jetzt in München und Bayern zu beobachten waren, zustande? Wie entstehen zum Beispiel Hagelkörner in der Größe von Tischtennisbällen?
MOJIB LATIF: Für solche Unwetter sind feuchte, warme Bedingungen erforderlich, wie wir sie in den letzten Tagen erlebt haben. Bei diesen Bedingungen schießen die Wolken bis zu zehn Kilometer in die Höhe. Aus der vorhandenen Feuchtigkeit können sich dann Hagelkörner bilden. Diese werden innerhalb der Wolken hoch und runter geweht und gewinnen dadurch an Größe. Wenn die Hagelkörner so schwer sind, dass sie nicht mehr hoch geweht werden können, fallen sie letztendlich auf die Erde nieder.
Können Sie erklären, inwiefern solche Wetterextreme mit dem Klimawandel zusammenhängen?
Es ist schwierig, für einzelne Regionen Aussagen zu treffen, weil nicht für jede einzelne Region hinreichende Datenbanken zur Verfügung stehen. Europaweit gesehen kann man schon einen Trend ausmachen hin zu mehr starken Niederschlägen und Gewittern. Allerdings kann man nicht eindeutig belegen, dass dieser Trend direkt mit dem Klimawandel zusammenhängt. Das bietet natürlich denjenigen Nahrung, die dem Klimawandel allgemein skeptisch gegenüber stehen. Im Umkehrschluss gibt es jedoch auch keine eindeutigen Beweise, dass der Klimawandel nicht verantwortlich ist für die vermehrten Wetterextreme. Hier lässt sich also keine definitive Aussage treffen.
Denken Sie, dass wir uns hierzulande in Zukunft öfter auf solche extremen Unwetter einstellen müssen?
Die berechneten Klimamodelle zeigen deutlich, dass in Zukunft vermehrt solche Wetterlagen, in Form von extremem Unwettern, auftreten werden. Das können wir mit ziemlicher Sicherheit voraussagen. Durch wärmere Luft und mehr Wasserdampf können sich die eben beschriebenen feucht-warmen Wetterlagen häufiger bilden. Deshalb werden wir uns darauf in Zukunft häufiger einstellen müssen.
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