Ex-Minister Blüm: In Nürnberg vor Gericht
NÜRNBERG - Im Kampf gegen Sklavenarbeit von Kindern legte der Vorstand des Vereins „XertifiX“sich mit einer Grabstein-Firma an
Die beiden Justizangestellten, die gestern vor dem Haupteingang des Nürnberger Justizgebäudes standen, rieben sich verwundert die Augen. War das nicht Norbert Blüm, der langjährige Arbeits- und Sozialminister (1982-1998) von der CDU, der gerade an ihnen vorbeimarschierte? Er war’s – auf dem Weg in den Sitzungssaal 241. Denn Norbert Blüm ist Vorstand des Vereins „XertifiX“. Diese Organisation kämpft gegen die weltweite Sklavenarbeit von Kindern. Unter anderem prangert sie die Zustände indischer Steinbruchunternehmen an, in denen der Arbeitseinsatz von Kindern nichts Außergewöhnliches ist. Kritische Veröffentlichungen im Internet gingen jedoch Vertretern der Natursteine GmbH, einer Groß- und Einzelhandelsfirma, viel zu weit. Deshalb wurde „XertifiX“ verklagt.
Nach einem verbalen Gerangel zwischen den streitenden Parteien einigte man sich am Ende auf einen Vergleich. „XertifiX“ darf danach nicht mehr dazu auffordern, dass Kommunen ihre Friedhofssatzung ändern sollen, um die Aufstellung von Grabsteinen, an deren Fertigung Kinder beteiligt waren, zu verhindern. Die grundsätzliche Aussage, dass Natursteine aus Indien mit der Sklavenarbeit von Kindern verbunden ist, darf „XertifiX“ weiter behaupten. Die Natursteine GmbH muss drei Viertel der Kosten übernehmen, den Rest Blüms Verein. „Wir werden nicht aufgeben, bevor in Deutschland nicht die gesetzliche Grundlage für ein Verbot von Produkten, die durch Kinderarbeit entstanden, geschaffen wurde“, beschrieb Blüm die Zielsetzung von „XertifiX“.
Am Rande der Verhandlung sagte der Ex-Minister zur AZ, dass er selbst die schlimmen Arbeitsbedingungen in den indischen Steinbrüchen vor Ort in Augenschein nehmen konnte. Blüm: „Ich habe die Kinder dort schuften sehen.“ Er ist überzeugt davon, dass das Problem grundsätzlich gelöst werden kann: „Wenn man mit Kinderarbeit keinen Profit mehr machen kann, ist es mit der Kinderarbeit vorbei. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir uns auch nicht scheuen, alle rechtlich möglichen Mittel einzusetzen.“ hr
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