Aiwanger und Söder wollen hoch hinaus: Wie Bayern bei der Raumfahrt helfen soll

Der Freistaat ist ein wichtiger Standort für die Raumfahrtindustrie – und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) ein Fan davon. Wie der aktuelle Stand in Bayerns Raumfahrt aussieht – und was künftig möglich werden soll, auch mithilfe des Monds.
Maximilian Neumair, Ralf Müller |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Großes Bild: Mitarbeiter des Satellitenbauers OHB, die am Produktionsstandort in Ottobrunn die Funktionsfähigkeit eines Telekommunikationssatelliten SmallGEO-Satellit H36W-1 überprüfen.
Großes Bild: Mitarbeiter des Satellitenbauers OHB, die am Produktionsstandort in Ottobrunn die Funktionsfähigkeit eines Telekommunikationssatelliten SmallGEO-Satellit H36W-1 überprüfen. © OHB/dpa

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lässt keine Gelegenheit aus, um seine Liebe für die Raumfahrt zu erklären. Für die kann sich aber auch sein Vize und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) begeistern, wie sich am Runden Tisch zum Thema Raumfahrt zeigt, den dessen Ministerium am Freitag organisiert hat. Die Industrie soll hoch hinaus – bis auf den Mond.

Will Aiwanger mit diesen Plänen Söder auch auf diesem Gebiet Konkurrenz machen? Der Freie-Wähler-Chef wischt den Verdacht weg: "Wir müssen zwischen den Ministerien eine Raumfahrtstrategie erarbeiten. Jeder muss seine Sandschaufel abgeben, um gemeinsam einen Bagger anzuschaffen."

Das heißt: Egos beiseite, Konzentration auf die Wachstumspotenziale. Die seien gewaltig, wie der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Josef Aschbacher, verspricht. "Ein Euro investiert in den Weltraum, bringt drei, fünf und sieben Euro zurück in die globale Wirtschaft."

Nach wetterbedingter Verzögerung ist die bayerische Spectrum-Rakete in Norwegen gestartet. Der Flug dauerte etwa eine halbe Minute.
Nach wetterbedingter Verzögerung ist die bayerische Spectrum-Rakete in Norwegen gestartet. Der Flug dauerte etwa eine halbe Minute. © Uncredited/Isar Aerospace/AP/dpa

Raumfahrt: Nicht nur Spielwiese für Superreiche

Schon jetzt arbeiten im Freistaat 10.000 Menschen in der Raumfahrtindustrie und 40 Prozent der Aufträge in Deutschland wurden in Bayern erfüllt.

Lena Stern, Standortleiterin für das Kompetenzzentrum des Raumfahrtunternehmens OHB in Oberpfaffenhofen, spricht von einer Wachstumsphase für die Industrie. "Wir sind dabei, deutlich einzustellen."

Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ministerien beim Thema Raumfahrt.
Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ministerien beim Thema Raumfahrt. © Peter Kneffel/dpa

Aiwanger will klarmachen, dass dieser Wirtschaftszweig nicht nur eine Spielwiese für jene "mit besonderen Interessen" sei. Im Klartext: für von Jeff Bezos finanzierte Raumfahrt-Ausflüge für die Katy Perrys dieser Welt und von Elon Musk ins Weltall geschossene Teslas erwecken den Eindruck, Superreiche verpulvern oben bei den Sternen ihr Geld – ohne wirtschaftlichen Mehrwert.

Nutzbar ist die Raumfahrt laut Aiwanger etwa für Telekommunikation, Sicherheit, Medizin oder auch Erdbeobachtung. "So können wir Staus gezielt umfahren und Verkehre noch effektiver gestalten." Aschbacher ergänzt: "Die Wettervorhersage beruht zu etwa 80 Prozent auf Daten von Satelliten."

Raumfahrtbranche: "Europa muss auf den Mond"

Die Weltraumwirtschaft werde mehr und mehr zur Schlüsseltechnologie – und so eine Stütze für andere Sektoren. "Das beginnt bei Materialwissenschaft, die für den Automobilsektor verwendet wird. Das ist verknüpft mit der Digitalindustrie von Künstlicher Intelligenz bis Quantencomputing", sagt Aschbacher.

ESA-Chef Josef Aschbacher wünscht sich, dass Deutschland in der Raumfahrt wieder eine führende Rolle übernimmt.
ESA-Chef Josef Aschbacher wünscht sich, dass Deutschland in der Raumfahrt wieder eine führende Rolle übernimmt. © Sven Hoppe/dpa

Stern nennt konkrete Beispiele: "Beim Space Manufacturing (zu Deutsch: Weltraumfertigung) kann man unter Bedingungen der sehr geringen Gravität im All Medikamente herstellen und Organe künstlich züchten."

Um mit der Raumfahrt voranzukommen und "ein souveränes Handeln" für Europa sicherzustellen, ist auch die Erschließung des Mondes wichtig. Zwar sagen laut Stern die Amerikaner: "Wir überspringen den Mond und gehen direkt zum Mars."

Aber: "China, Indien und andere Raumfahrtnationen planen, auf dem Mond zu landen, Infrastruktur dort aufzubauen und so eine sehr souveräne Basis zu haben." Dabei dürften Deutschland und Europa nicht einfach zusehen. Stern fordert: "Europa muss auf den Mond."

Raumfahrtförderung: Aiwanger hofft auf neue Bundestöpfe

Aiwanger und den Branchenvertretern geht es bei dem Treffen auch darum, dass mehr Bundesgeld fließt. Im November wird auf der Ministerratskonferenz der ESA über das Budget für die Jahre bis 2028 entschieden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

ESA-Direktor Aschbacher hält ein jährliches Wachstum des Etats um zehn Prozent für erforderlich. Deutschland soll demnach in der ESA eine führende Rolle übernehmen, die es in den vergangenen Jahren nicht gehabt habe, und seinen Beitrag auf zwei Milliarden Euro jährlich verdoppeln.

Bayern selbst investierte in den vergangenen Jahren rund 35 Millionen Euro in die Raumfahrtindustrie, wie Aiwanger auf Nachfrage der AZ sagt. Viel Geld sei aber auch über die Hightech Agenda geflossen, die nicht allein der Raumfahrtindustrie zugeordnet werden könne. "Zeitnah werden wir das nicht so viel mehr erhöhen können, auch deshalb haben wir die Hoffnung auf neue Bundestöpfe."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.