Ermittler präsentieren die Tatwaffe: ein Kampfmesser

Ein Bundeswehrsoldat aus Bad Reichenhall sitzt unter Mordverdacht in U-Haft. Er soll die nächsten Tage an die bayerische Justiz überstellt werden. Ermittler präsentieren die Tatwaffe: ein Kampfmesser der Bundeswehr. Sein Motiv, die Beute.
Ralph Hub |
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Das Profilbild von Christoph R. auf Facebook.
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Mord in Bad Reichenhall - die Bilder vom Tatort.
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Groß angelegte Suchaktion in und um Bad Reichenhall. Die Bilder
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Bad Reichenhall: Das überlebende Opfer hat einen rührenden Brief an die Helfer geschrieben.
fib/Facebook 4 Bad Reichenhall: Das überlebende Opfer hat einen rührenden Brief an die Helfer geschrieben.

Ein Bundeswehrsoldat aus Bad Reichenhall sitzt unter Mordverdacht in U-Haft. Er soll die nächsten Tage an die bayerische Justiz überstellt werden. Ermittler präsentieren die Tatwaffe: ein Kampfmesser der Bundeswehr. Sein Motiv, die Beute.

Bad Reichenhall / Trondheim - Bei Mord hört die Kameradschaft auf. Ein Soldat aus der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall gab den entscheidenden Tipp auf den mutmaßlichen Raubmörder. Auch die Tatwaffe, ein mattschwarzes Kampfmesser, führte die Kripo direkt auf die Spur von Christoph R., Soldat im Gebirgsjägerbataillon 231. Der Bundeswehrsoldat wurde am Dienstagabend in der Nähe von Trondheim in Norwegen von der Polizei festgenommen.

Lesen sie dazu: Raubmord während Fußball-WM - Bundeswehr-Hinweise führten zu Christoph R.

Nach 2199 Kilometern war die Flucht für den Gefreiten aus Oberbayern am Dienstagabend in Skandinavien zu Ende. Mit einem Bundeswehrrucksack auf dem Rücken ging Christoph R. entlang der Landstraße 714. Bei Astfjorden fiel er einer Polizeistreife aus Sør-Trøndelag auf. Erst wenige Stunden zuvor war die Fahndung nach dem Mordverdächtigen aus dem fernen Bad Reichenhall eingegangen. „Der Mann hatte nicht die geringste Chance zu entkommen“, sagt Polizeisprecher Leif Berglund. „Er ließ sich widerstandslos festnehmen.“ Christoph R. sitzt seitdem in einer Gefängniszelle in Norwegen. „Er macht keinerlei Angaben“, heißt es bei der Staatsanwaltschaft in Trondheim.

Seine Kameraden beim Gebirgsjägerbataillon 231 stehen unter Schock. Niemand hätte Christoph R. ein so brutales Verbrechen zugetraut. Am Abend des WM-Finale soll der 20-Jährige in Bad Reichenhall zuerst einen Schreinermeister (72) erschlagen und dann eine 17-jährige Schülerin niedergestochen haben. Der Täter entkam zunächst unerkannt mit den Geldbeuteln der beiden Opfer. Seine Beute: ein paar läppische Euro - mehr nicht. „Wir stehen vor einem Rätsel“, sagt Presseoffizier Torsten Stephan auf die Frage nach einem möglichen Motiv für die Bluttat. Christoph R. leistet als Freiwilliger seinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern. Er war noch nie im Auslandseinsatz. Seine Kameraden beschreiben ihn als „sehr unauffällig“.

Auf seiner Facebookseite postete Christoph R. gerne Fotos von sich und seinen Kameraden. Schnappschüsse aus der Kaserne, beim Klettern in den Berchtesgadener Alpen, beim Feiern mit Freunden. Auf allen Fotos wirkt er wie der harmlose, nette Bursche von nebenan - aber nicht wie ein skrupelloser Killer. „Die Ermittler stehen vor einem Puzzle“, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese gestern in Bad Reichenhall. Was ihn und den Chef der SOKO „14. Juli“, Hans-Peter Butz, gleichermaßen schockiert, ist die Brutalität, mit der das Verbrechen verübt wurde. „Die Gewalt, mit der der Täter vorging, war enorm“, sagt Hans-Peter Butz. „Die Opfer hatten keine Chance. Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort.“

Zweimal hatte die Soko in den vergangenen Wochen bei der Jagd nach dem Täter den Falschen erwischt. Jetzt sind sich die Fahnder sicher, dass sie den Richtigen gefasst haben. Zum einen ist es die Tatwaffe: ein Kampfmesser. Das sogenannte „KM 2000 BW“ der Solinger Messerschmiede Eickhorn. Ein Messer mit einer 18 Zentimeter langen ganz speziell geformten Klinge, das Standardmesser der Infanterie bei der Bundeswehr. Kaufen kann es jeder im Internet oder in Armyshops.

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Doch die Ermittler haben noch mehr Beweise zusammengetragen. Soldaten des Gebirgsjägerbataillon hatten sich gemeldet und von verdächtigen Beobachtungen berichtet. Am Wochenende statteten Fahnder der Hochstaufen-Kaserne einen Besuch ab. Sie durchsuchten das Zimmer und den Schrank von Christoph R.. Dabei fanden sie Kleidung, die der Täter bei dem Raubmord getragen hat. Darauf klebt das Blut von beiden Opfern.

Die Staatsanwaltschaft Traunstein wird in den kommenden Tagen die Auslieferung von Christoph R. beantragt. Wann der 20-Jährige nach Bayern überstellt wird, steht noch nicht fest. Nach Norwegen war er geflüchtet, weil er, wie es bei Ermittlern heißt, „Skandinavien attraktiv findet“.

 

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