Ein Tier als Geschenk zu Weihnachten? Warum das eine schlechte Idee ist
München - Ein Welpe mit einer dicken roten Schleife um den Hals, der unter dem Christbaum sitzt und den Beschenkten mit großen Kulleraugen ansieht, klingt zwar süß. Doch das ist keine gute Idee für ein Weihnachtsgeschenk, warnen Tierschützer. Aus mehreren Gründen:
Tiere zu Weihnachten verschenken? "Tiere sind keine Umtauschartikel"
"Tiere sind keine Umtauschartikel. Wenn es nicht passt, kann man es nicht einfach zurückgeben", sagt Ilona Wojahn, Präsidentin des Deutschen Tierschutzbunds Bayern, der AZ. Tiere begleiten einen ihr ganzes Leben lang – bei Hunden können das je nach Rasse zehn bis 15 Jahre sein, bei Katzen sogar bis zu 18 Jahre.
Das Tier muss also zum eigenen Leben in zehn bis 20 Jahren passen. Gibt es genügend Zeit auch im künftigen Alltag? Könnte sich die Wohnsituation so ändern, dass das Tier womöglich nicht mehr gehalten werden kann? Die Anschaffung ist eine Entscheidung für Jahre, die man für sich selbst treffen kann, aber nicht anderen mittels Geschenk aufbürden sollte.
Weihnachten ist kein guter Zeitpunkt
Wenngleich die Feiertage als besinnliche Zeit gelten, sind sie in der Regel doch ziemlich stressig. Viel Besuch, viel Kocherei, viel hin und her eilen. Und alle wollen das neue Familienmitglied natürlich anschauen und streicheln.
"Die arme Katze dreht durch, weil sie gar nicht weiß, was los ist. Tiere müssen in Ruhe ankommen können", sagt Wojahn vom Tierschutzbund. Das kurz auf Weihnachten folgende und für Tiere fürchterliche Silvester macht es für den neuen Mitbewohner noch stressiger.

Und auch die Entscheidung, ein Tier anzuschaffen, läuft in der nicht minder hektischen Vorweihnachtszeit Gefahr, unüberlegt gefällt zu werden. Das heißt, es wird sich nicht genügend darüber informiert, welche Bedürfnisse das Tier hat ‒ und ob man sich zutraut, diese bis an dessen Lebensende zu erfüllen.
Unterschätzter Aufwand für Kosten, Gassi gehen, putzen
Wie anstrengend mehrmals am Tag Gassigehen oder das tägliche Putzen des Katzenklos wirklich ist, wird gerne falsch eingeschätzt. Besonders bei Kleintieren, sagt Kristina Berchtold vom Tierheim München der AZ. "Kleintiere machen trotzdem Reinigungsaufwand und der Tierarzt wirft Kosten auf, mit denen Leute oftmals nicht rechnen."

Als Beispiel nennt sie die Widderkaninchen mit ihren Schlappohren, die zwar süß aussehen, aber häufig Gehörgangsprobleme hätten und deshalb oft zum Arzt müssten. Auch Tierschützerin Wojahn warnt vor den hohen laufenden Kosten, die besonders für die Tierärzte anfallen. Deren Kosten hätten sich durch die neue Gebührenordnung 2022 etwa verdoppelt.
Unpassend für Kinder: Die Verantwortung haben die Eltern
Kaninchen und andere Kleintiere werden laut Berchtold oft für "Einsteigerhaustiere" gehalten, die auch gut für Kinder geeignet sind. Dem ist nicht so: "Kaninchen sind scheu und werden nicht gerne hochgenommen. Für Kinder ist das ein Problem, weil die Kaninchen gerne spazieren tragen", sagt sie.
Und ebenso müssten laut Wojahn die Eltern bedenken: "Bei jeder Anschaffung eines Tieres für Kinder bleibt die Verantwortung bei den Eltern."
Leben im Tierheim, wenn es schiefgeht
Eben weil Tiere keine Sache sind, die einfach im Keller landen oder zurück über die Ladentheke geschoben werden können, landen sie in den ohnehin schon überfüllten Tierheimen.
Dazu sagt Berchtold vom Tierheim München: "Die Tiere werden nicht direkt nach den Weihnachtsferien abgegeben, sondern über das Jahr verteilt. Weil es meistens unterschiedlich lange dauert, bis die Menschen überfordert sind."
Demnach würden etwa die meisten Hunde, die im Tierheim landen, zwischen ein und zwei Jahre alt sein – genau dann, wenn sie in der Pubertät sind. "Kaum haben sie sich eingewöhnt, müssen sie wieder zurück. Das ist Stress pur für die Tiere", sagt Tierschützerin Wojahn.
Nicht alle Tiere können das gleichgut verarbeiten: "Es gibt schon Tiere, die lange und schwer trauern. Andere stecken es besser weg", sagt Berchtold.
Kauf nur bei unseriösen Anbietern zu Weihnachten möglich:
"Viele Tierheime vermitteln erst gar nicht in der Weihnachtszeit", sagt Wojahn. Und auch seriöse Züchter verkaufen aus diesem Anlass nicht, sagt Monika Francé vom 1. Bayerischen Edelkatzen Club, ein Zuchtverband für Katzen, der AZ.

Die führende deutsche Zoofachhandelskette Fressnapf teilt auf Anfrage der AZ mit, dass zur Weihnachtszeit besonders darauf geachtet werde, dass die Personen, die das Tier später betreuen, auch beim Kauf im Markt dabei seien.
Im Internet tummeln sich jedoch etliche Angebote. Gerade in der Vorweihnachtszeit würden auch wieder die illegalen Welpentransporte zunehmen, berichtet Tierschützerin Wojahn. In ost- und südeuropäischen Ländern werden ihr zufolge Welpen unter "entsetzlichen Bedingungen" gezüchtet und dann hierzulande verkauft – im Netz oder direkt aus Kofferräumen an Parkplätzen.
Schönere Alternativen:
Wer dennoch eine Freude mit einem tierischen Geschenk bereiten möchte, dem empfiehlt Berchtold eine Tierpatenschaft und für Kinder ein Kuscheltier.
Und wenn es doch ein echtes Tier sein soll, schlägt Tierschützerin Wojahn vor, erstmal einen "Gutschein" zu verschenken, um sich im Tierheim anzumelden und die Tiere dort zu besuchen. Und dann eventuell mit der ganzen Familie ein Tier auszusuchen ‒ aber gut überlegt und eben nicht zu Weihnachten.
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