Diese Brauerei in Bayern wollte Hitler sprengen

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Schon vor über 1400 Jahren siedelten sich die ersten Benediktinermönche am Donaudurchbruch bei Kelheim an. Nicht nur ein schönes Fleckerl Erde haben sie sich dort ausgesucht, sondern auch fruchtbare Böden und unter anderem klares Wasser aus einer eigenen Quelle gefunden.
Wie eine Sprecherin der heutigen Klosterbrauerei Weltenburg der AZ mitteilt, entwickelte sich aus der anfänglichen Selbstversorgung bereits ab 1050 eine "dauerhafte Brautradition, die bis heute gepflegt wird". Auch der Bayerische Brauerbund nennt der AZ Weltenburg als eine der fünf ältesten Brauereien Bayerns.
Auf der Homepage stößt man schnell auf den Titel "Älteste Klosterbrauerei der Welt". Die Niederbayern sind sichtlich stolz auf die lange Geschichte. Damit folgt die Brauerei den Mönchen von Weihenstephan dicht, diese brauten bei Freising seit 1040.
Weihenstephan ist mittlerweile staatlich, daher geht der Titel der ältesten noch bestehenden Klosterbrauerei in die Asamstraße 32 in Kelheim. 2025 beläuft sich ihre Bilanz auf 975 Jahre Brautradition.

Abt Thomas M. Freihart teilt der AZ mit: "Als Abt der Benediktinerabtei Weltenburg empfinde ich große Dankbarkeit – und auch Demut. Seit 975 Jahren wird bei uns an der Donau Bier gebraut, mit tiefem Respekt vor der Schöpfung, handwerklicher Hingabe und einem festen Platz im Herzen bayerischer Kultur." Damit sei die Brauerei nicht nur ein wirtschaftlicher Betrieb, "sondern Ausdruck gelebter benediktinischer Tradition: in jedem Sud steckt nicht nur Handwerk, sondern auch ein Stück klösterlicher Kulturgeschichte".
Die ist eben nicht abgeschottet hinter dicken Klostermauern: "Dass wir dieses Erbe heute mit so vielen Menschen teilen dürfen, erfüllt mich mit großer Freude."
Tiefpunkte der Geschichte
Historisch gesehen hat das Kloster mit diversen Krisen zu tun gehabt. Zum Beispiel mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648). Damals sei die Braustätte geplündert und zerstört worden. Der damalige Abt sei verschleppt worden, nur drei Mönche vor Ort überlebten. Ein Tiefpunkt.

Die Säkularisation 1803 war ebenfalls ein Einschnitt, der Orden kehrte erst 1842 unter Bayerns König Ludwig I. zurück, teilt die Klosterbrauerei der AZ mit.
Nero-Befehl: Beinahe wäre das Kloster 1945 gesprengt worden
Im Zweiten Weltkrieg wäre das Gebäude beinahe gemäß Hitlers Nero-Befehl gesprengt worden. Aber nur fast. Durch die Maßnahme sollten 1945 deutsche Industriebetriebe und Infrastruktur für die Alliierten unnutzbar gemacht werden.
Doch der Wirt der Klosterschenke soll einen mit den Vorbereitungen beauftragten SS-Mann bei ein paar Gläsern Bier davon überzeugt haben, die Sprengung so kurz vor Kriegsende nicht umzusetzen, so die Überlieferung.
Und so wird auch heute noch im Kloster Weltenburg Bier gebraut und es werden internationale Preise eingeheimst. Wie lautet das Erfolgsrezept aus Niederbayern? Die Sprecherin nennt zum einen den "festen Wertekompass": Beständigkeit, Authentizität und Gastfreundschaft.
Diese Biere haben zuletzt Preise abgeräumt
Auch setzt man handwerklich auf langsame und traditionelle Maischverfahren sowie eine lange Reifezeit im Felsenkeller. Das Brauwasser stamme aus dem eigenen Tiefbrunnen, die Rohstoffe ausschließlich aus der Region. Nachhaltigkeit ist ihnen ebenfalls wichtig.

Wie aber reagiert man in Kelheim auf Veränderungen in der Branche? Darauf, dass die Menschen deutschlandweit weniger Bier trinken und so mancher eher zu alkoholfreiem greift?
Man fokussiere sich einerseits auf Wachstumssorten: das Helle (bei den „World Beer Awards“ 2025 als bestes Helles Deutschlands prämiert) und das alkoholfreie Helle (2024: Auszeichnung beim "European Beer Star" in der entsprechenden Kategorie).
Bierkonsum schwächelt in Deutschland: Export als Ausgleich
Zudem habe man von der NRW-Flasche (schmaler und länglicher) auf die Euro-Flasche (kürzerer Hals) gewechselt, "um jüngere Zielgruppen gezielter anzusprechen".
Wie auch die Staatsbrauerei Weihenstephan setzt man zudem auf Export. Man baue die Präsenz auf internationalen Märkten aus wie in Italien, China, den USA, Großbritannien und Japan.
Was der Abt selbst am liebsten trinkt
Der Biergarten im Innenhof des barocken Baus (ab 1713 unter Abt Maurus Bächel entstanden) wird von der Klosterbrauerei selbst als „einer der wohl schönsten und meistbesuchten Biergärten in Bayern“ bezeichnet – mit Kastanien teils aus dem 19. Jahrhundert.
Was trinkt nun der Abt persönlich am liebsten? "Ich selbst genieße – je nach Jahreszeit – besonders gern unser Barock Dunkel, das mehrfach prämierte Helle oder unser alkoholfreies Hell. Denn gutes Bier braucht nicht immer Alkohol – wohl aber Charakter."
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