Der Kampf um den Wolf tobt weiter: Was Tirol anders macht als Bayern

In Bayern ist der Wolf nicht zur Bejagung freigegeben. Die Bundesregierung würde bei ihren großen Ankündigungen zu dem Thema bereits versagen, sagt Hubert Aiwanger. Unterstützt wird er von zwei weiteren Ministern.
Ralf Müller |
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Und er schaut doch so lieb! Dennoch würden drei Minister in Bayern lieber heute als morgen Voraussetzungen für eine Entnahme schaffen.
Und er schaut doch so lieb! Dennoch würden drei Minister in Bayern lieber heute als morgen Voraussetzungen für eine Entnahme schaffen. © PhilippSchulze/dpa
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Durch Bayerns Wälder streifen nach Expertenschätzungen zur Zeit 70 bis 80 Wölfe. Das entspricht rein rechnerisch einem Wolf pro 1000 Quadratkilometer. Nicht viel, sollte man meinen, doch die Aufmerksamkeit durch Bayerns Politik ist enorm.

Der Kampf um den Wolf tobt bereits seit Jahren im Freistaat zwischen Staatsregierung und Weidetierhaltern auf der einen und Natur- und Artenschützern auf der anderen Seite. Eine Wolfsverordnung, die den Abschuss von "Schadwölfen" regeln sollte, scheiterte bisher an den Gerichten. Ob Wölfe in Bayern "entnommen" werden können, hängt auch davon ab, ob der "günstige Erhaltungszustand" der Art festgestellt wird.

"Die endlosen Debatten der letzten Jahre dürfen nicht fortgesetzt werden"

Gleich drei bayerische Ressortminister appellierten in den vergangenen Tagen an den Bund, diesen Zustand an die EU zu melden – vergebens. Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) schimpfte: "Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag große Ankündigungen zum Thema Wolf gemacht. Bei einer ihrer Kernaufgaben, nämlich der Feststellung des Erhaltungszustands, scheint sie nun aber bereits zu versagen und an realitätsfernen Kriterien festzuhalten."

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger wirft der Bundesregierung vor, beim Thema Wolf in Bayern zu versagen (Archivbild).
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger wirft der Bundesregierung vor, beim Thema Wolf in Bayern zu versagen (Archivbild). © Armin Weigel/dpa/Archivbild

"Den Erhaltungszustand des Wolfes nicht als günstig einzustufen, ist nicht vermittelbar", beschwerte sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) beim Bund. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) forderte: "Die endlosen Debatten der letzten Jahre dürfen nicht fortgesetzt werden. Bundesumweltminister Carsten Schneider darf die abwartende Haltung seiner Vorgängerin nicht übernehmen."

Grund für den Ärger: Der Bund übermittelte kürzlich der EU einen Bericht über den Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland. Danach hat sich die Art an der Nordseeküste, Teile Niedersachsens, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen günstig entwickelt.

Bayern: Wolfspopulation laut Bund Naturschutz viel zu dünn

Bayern fehlte bei dieser Auflistung. Zu Recht, sagt Uwe Friedel, Artenschutzreferent beim Bund Naturschutz (BN): "Der Erhaltungszustand ist klar ungünstig." Die Wolfspopulation in Mittel- und Süddeutschland sei viel zu dünn, um von einem günstigen Zustand auszugehen.

Insgesamt sollen in Tirol heuer 45 Wölfe "nachgewiesen" worden sein.
Insgesamt sollen in Tirol heuer 45 Wölfe "nachgewiesen" worden sein. © Armin Weigel/dpa

Der günstige Erhaltungszustand des Wolfs ist neben der Absenkung des Schutzstatus wesentliche Voraussetzung für ein Bestandsmanagement des Wolfs, also dessen Bejagung. So wurde in Bayern in den vergangenen mehr als 100 Jahren gerade mal ein Wolf geschossen. Generell steht die neue Wolfspopulation in Deutschland und Bayern unter europäischen Artenschutz der Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Richtlinie.

Die gilt auch für das Nachbarland Österreich, doch im Bundesland Tirol wird nicht lange gefackelt, wenn der Verdacht auf Wolf-Schäden auftaucht. Nahezu in Monatsrhythmus erlässt die Landesregierung Abschussanordnungen, wenn tote Weidetiere gefunden werden.

45 Wölfe wurden in Tirol "nachgewiesen"

Insgesamt seien in Tirol – flächenmäßig viel kleiner als Bayern – heuer 45 Wölfe "nachgewiesen" worden. Als "Risikowölfe" gelten etwa Tiere, die sich auf weniger als 200 Meter menschlichen Siedlungen nähern, Menschen nahe kommen "und schwer vertrieben werden können". Dass in Tirol und auch Kärnten aufgrund der dort geltenden Wolfsverordnungen oft geschossen wird, ist für den BN-Artenschützer Friedel ein "Verstoß gegen die FFH-Richtlinie".

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