Dabrock vom Ethikrat: vorgeburtliche Gentests ist legitim

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, der Erlanger Theologie-Professor Peter Dabrock, sieht keine ausreichenden Gründe gegen die Kassenzulassung vorgeburtlicher Bluttests bei Risikoschwangerschaften. "Wenn wir die Fruchtwasseruntersuchung bei Risikoschwangerschaften erstatten, die nicht-invasiven Bluttests aber nicht - das geht nicht", sagte Dabrock der Deutschen Presse-Agentur.
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Peter Dabrock, der Chef des Deutschen Ethikrates, aufgenommen in den Räumlichkeiten des Ethikrates. Foto: Lisa Ducret/Archiv
dpa Peter Dabrock, der Chef des Deutschen Ethikrates, aufgenommen in den Räumlichkeiten des Ethikrates. Foto: Lisa Ducret/Archiv

Nürnberg - Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, der Erlanger Theologie-Professor Peter Dabrock, sieht keine ausreichenden Gründe gegen die Kassenzulassung vorgeburtlicher Bluttests bei Risikoschwangerschaften. "Wenn wir die Fruchtwasseruntersuchung bei Risikoschwangerschaften erstatten, die nicht-invasiven Bluttests aber nicht - das geht nicht", sagte Dabrock der Deutschen Presse-Agentur. Es sei legitim, dass sich Paare die Frage stellten: Ist das Kind gesund? "Das ist eine uralte Frage, die darf man nicht moralisch diskreditieren, sondern man muss den Wunsch verstehen, und trotzdem Möglichkeiten der Gestaltung des Lebens mit einem Kind bereitstellen, das nicht den Erwartungen entspricht."

Er bedauere sehr, dass die Schwangerschaftsabbruchquote bei Down-Syndrom-Testergebnissen sehr hoch liegt. Manche Untersuchungen sprächen von 60 bis 70, andere gar von 90 Prozent. "Ich bin aber auch nicht derjenige, der den moralischen Stab bricht über Familien, die sagen, wir glauben, das nicht tragen zu können." Alle Menschen, die vor so einer Entscheidung stünden, setzten sich zutiefst ernsthaft mit den Optionen auseinander. "Niemand sagt leichtfertig, ich mache den Schwangerschaftsabbruch - wie ich zum Zahnarzt gehe. Das ist unfair und verletzend gegenüber den Paaren, die in einer solchen Situation sind." Das heiße aber umgekehrt nicht, dass die Gesellschaft nichts mehr dafür tun müsse, um für das Leben mit Down-Syndrom oder für Kinder mit anderen Abweichungen oder Erkrankungen zu werben, betonte Dabrock.

Dabrock begrüßte die für Donnerstag angesetzte Grundsatzdebatte im Bundestag über derartige Gentests, um etwa ein Down-Syndrom festzustellen. "Wir müssen ganz grundsätzlich darüber nachdenken: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wie gehen wir mit Menschen mit Behinderungen um, mit Menschen, die nicht den Normalerwartungen entsprechen? Und wie ermöglichen wir Vielfalt im Zusammenhang mit Verletzlichkeit, Gebrechlichkeit, nicht erfüllten Erwartungen in unserer Gesellschaft", erklärte der Theologe.

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