Chemikalie im Trinkwasser: Blutwerte überschritten
Altötting (dpa/lby) - Rund zwei Jahre nach freiwilligen Bluttests von Anwohnern wegen einer womöglich krebserregenden Chemikalie im Trinkwasser im Landkreis Altötting bewerten die Behörden das Ergebnis neu. Bei 761 von 906 Menschen, die nicht beruflich mit der Perfluoroctansäure (PFOA) zu tun hatten und die 2018 Blut abgegeben hatten, war ein nun neu veröffentlichter Human-Biomonitoring-Wert überschritten, wie das Landratsamt und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Mittwoch mitteilten.
Bei der PFOA-Diskussion hatten diverse Werte eine Rolle gespielt, darunter der Trinkwasserleitwert, HBM-I-Wert, Arbeitsplatzwerte und eben der fehlende HBM-II-Wert. Nun habe die Kommission Human-Biomonitoring (HBM) des Umweltbundesamtes (UBA) HBM-II-Werte unter anderem für PFOA veröffentlicht, die zur gesundheitlichen Bewertung dienen können. Sie betragen für die Allgemeinbevölkerung 10 Mikrogramm auf eine Liter Blut und für Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter fünf Mikrogramm. Das Landratsamt begrüße es, dass nun dieser HBM-II-Werte "endlich" veröffentlicht worden sei.
Bei der Überschreitung seien nach aktuellem wissenschaftlichem Stand "gesundheitliche Effekte" möglich. Um welche Effekte es gehen könnte, blieb in der Mitteilung offen. "Eine konkrete Gesundheitsgefährdung ist im Landkreis Altötting nicht gegeben", betonten LGL und Landratsamt.
2018 hatten 965 Menschen Blutproben abgegeben. Damals hatte es geheißen, zwar seien erwartungsgemäß die Werte in fast allen untersuchten Blutproben höher gewesen als im bayerischen Durchschnitt. Dies sei aber nicht mit einer Gesundheitsgefährdung gleichzusetzen. Unter anderem die SPD hatte den Behörden damals Verharmlosung vorgeworfen.
Wie es nun hieß, müssen bei einer Überschreitung der HBM-II-Werte Maßnahmen zur Verringerung der Belastung vorgenommen und den Betroffenen eine umweltmedizinische Beratung angeboten werden. Entsprechende Maßnahmen habe das Landratsamt mit der Sanierung der Trinkwasserversorgungen veranlasst. Seit dem Einbau von Aktivkohle-Filteranlagen werde der Trinkwasserleitwert für PFOA weit unterschritten. Damit werde die PFOA-Konzentration im Blut der Betroffenen Personen mittelfristig deutlich sinken und sich den Werten unbelasteter Regionen angleichen. PFOA war seinerzeit auch in der Muttermilch nachgewiesen worden.
PFOA war bei Firmen im Chemiepark Gendorf in Burgkirchen an der Alz unweit von Altötting legal im Einsatz. Der Einsatz der Chemikalie, die in der EU ab 2020 nicht mehr hergestellt werden darf, ist in der Region seit einigen Jahren beendet.
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