Cannabis-Club-Betreiber in Bayern geben auf: "Die Hürden sind wirklich groß"

Anbauvereinigungen dürfen in Bayern seit einigen Wochen loslegen. Doch komplizierte Verfahren verzögern den Start. Die AZ hat mit Gründern gesprochen.
Alexander Spöri,
Kilian Pfeifer |
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Die Mühlen mahlen langsam: Mitglied in einem Cannabisclub konnte man schon länger werden - doch an Grünes sind die meisten trotz monatlicher Gebühren noch nicht gekommen.
Die Mühlen mahlen langsam: Mitglied in einem Cannabisclub konnte man schon länger werden - doch an Grünes sind die meisten trotz monatlicher Gebühren noch nicht gekommen. © Frank Hoermann/imago

München – Eigentlich dürfen Cannabisclubs (CSC) in Bayern seit Monatsanfang Blüten und Haschisch an ihre Mitglieder herausgeben – doch es gibt Schwierigkeiten bei der Beantragung der Lizenzen und große bürokratische Hürden für Vereinsgründer.

Zwölf Anträge sind bisher beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eingegangen, vollständig geprüft wurden sie bisher aber noch nicht.

Dieses Verfahren nimmt einige Zeit in Anspruch, weil die Voraussetzungen für die Erteilung einer Genehmigung sehr hoch sind. Die Clubbetreiber sind verpflichtet, zahlreiche Konzepte einzureichen. Dabei geht es um den Jugendschutz, die Hygiene, um den ausreichenden Schutz der Anbaustätte vor Fremden.

Außerdem braucht es einen staatlich geschulten Präventionsbeauftragten. Noch liegt aber kein Schulungskonzept vor. Das beim LGL angesiedelte Bayerische Zentrum für Prävention- und Gesundheitsförderung (ZPG) soll es bis Ende August erarbeiten.

Zahlreiche Hürden: Auch Gemeinden erschweren zum Teil die Vereinsgründung

Doch es gibt noch mehr Herausforderungen: Immer wieder erschweren Kommunen im Freistaat die Gründung neuer Anbauvereinigungen. In Aschheim etwa erwägt die Gemeinde, einen Spielplatz in der Nähe eines Clubs zu errichten, um die Eröffnung des Clubs zu verhindern.

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Auch der Cannabisclub-Gründer Lars Huthmann aus Freilassing hat die rechtlichen Unsicherheiten in der letzten Zeit gespürt. Seit vielen Monaten arbeitet der 44-Jährige an dem Ziel, einen von wenig übrig gebliebenen CSCs in der Berchtesgadener Region aufzubauen. "Die Hürden sind wirklich groß, der bürokratische Aufwand ebenfalls", sagt Huthmann. Viele Clubbetreiber hätten aufgegeben. "Einige haben es gar nicht erst bis zur Gründung geschafft", so der Cannabis-Experte weiter.

Zu komplex waren die Anforderungen. Die Dokumentationspflichten seien gewaltig. Neben den umfangreichen Konzepten müsse über jede angebaute Pflanze und Ernte Buch geführt werden.

Kamerasystem, Hygieneschleusen, Frischluft: 300.000 Euro Investitionskosten in Freilassing

Darüber hinaus braucht es auch eine passende Örtlichkeit. Huthmann ist in einem ehemaligen Möbelhaus in Freilassing untergekommen. Die zweigeschossige Immobilie sei dazu gut geeignet. Mit mittlerweile mehr als 300.000 Euro Investitionskosten rechnen die drei Vereinsgründer im Vollausbau.

Sicherheitstüren, ein ausgeklügeltes Kamerasystem, Hygieneschleusen, "alles fast wie im Lebensmittelbereich", sagt der IT-Spezialist. Zuluft und Abluft gibt es, die Frischluft muss frei von Partikeln sein, so lauten die Vorgaben. Viel gibt es aber noch zu tun: Die Eröffnung soll deshalb erst Ende des Jahres stattfinden.

Fast 60 Seiten Konzept: Cannabisclub Greeners aus München will im August starten

Schneller sind die Verantwortlichen vom CSC Greeners aus dem Münchner Umland. Der 29-jährige Luca Bartosch will vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt auf einem Feld in Karlsfeld die Anbaustätte seines Cannabisclubs eröffnen.

Durch die umfassende Papierarbeit hat er sich mit seinem Team schon gekämpft. Das Grundkonzept – um die zwölf Seiten – steht. Auch ein fast viermal so langes Jugend-, Präventions- und Sicherheitspapier hat der Münchner aufsetzen lassen.

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"Damit sollten wir eigentlich durchkommen", sagt Bartosch zur AZ. Ein Defizit: "Es gibt die ganzen rechtlichen Informationen schon, aber das ist ein bürokratisches Monster. Man findet einfach fast nichts."

Unterstützung beim Aufsetzen der Konzepte bekam er von einem Anwalt aus Frankfurt und einer Firma aus Dresden, die sich auf die Ausarbeitung von rechtskonformen Cannabisclub-Konzepten spezialisiert hat.

Gründer aus München: "Bekannte CSU-Stammtischbazis" stehen hinter Teillegalisierung

Im August will der Gründer, der in der Vergangenheit den CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger im Wahlkampf unterstützte, den Antrag einreichen. Bis dahin hofft Bartosch auch, dass die zugespitzte politische Debatte um die Teillegalisierung im Freistaat weiter abkühlt. "Das Thema ist eigentlich durch. Das ist mehr Markus Söder, der da nicht persönlich dahinter steht", sagt er.

In weiten Teilen der CSU vertrete man allerdings eine andere Auffassung. Die "bekannten CSU-Stammtischbazis" ständen der Teillegalisierung zum Teil offen gegenüber. Der eine oder andere würde sich hin und wieder auch mal selbst einen Joint anzünden

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16 Kommentare
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  • (Symbolbild) am 22.07.2024 10:34 Uhr / Bewertung:

    Tipp vom Nichtraucher:
    Wir sind in Bayern, da müsste man doch problemlos Weihrauch kiffen dürfen ;-)

  • Boandl_kramer am 22.07.2024 09:27 Uhr / Bewertung:

    Untätigkeitsklagen erheben und Druck machen, wenn unerfüllbare Dinge gefordert werden, wie z.B. Beauftrage von denen keiner weiß, für was sie beauftragt werden oder was sie können sollten. Die entsprechenden Behörden klagen ja jetzt schon über Personalmangel und unbesetzbare offene Stellen.

    Oder vielleicht auch mal rechtlich prüfen lassen, ob hier eine Landesregierung Bundesrecht zu sabotieren versucht.

  • Perlacher am 22.07.2024 00:44 Uhr / Bewertung:

    Man sollte es angehenden Cannabis-Club-Betreibern so schwer wie möglich machen ihr Ding durchzuziehen! Mein Mitleid mit Geschäftsleuten, die Profit mit dem stinkenden Rauschgift Cannabis schlagen wollen tendiert gegen Null!

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