Brauchen wir hier ein Klo für 200.000 Euro?

Stadträte genehmigten die Pläne. Preistreiber sind vor allem fehlende Anschlüsse
von  mir
Auf der Freifläche hinter den Gräbern soll die neue Friedhofstoilette entstehen.
Auf der Freifläche hinter den Gräbern soll die neue Friedhofstoilette entstehen. © News5

NÜRNBERG Für das Geld bekommt man ein kleines Wohnhaus! 201.500 Euro soll das neue Klohäuschen auf dem Südfriedhof kosten. Am Mittwoch haben die Stadträte die Pläne genehmigt. „Es gab massive Klagen über die Toilettensituation am Südfriedhof”, begründete Kämmerer Harald Riedel (SPD), der auch für die Friedhöfe zuständig ist, das dringende Bedürfnis für den Neubau. Aber warum ist ein schlichtes Häuschen (Flachdach, fünf Fester) mit lediglich 35 Quadratmetern Grundfläche so teuer?


Die Mauern, das Flachdach und die Sitzbank vor dem Eingang sind auch gar nicht so teuer. „Aber es müssen beispielsweise die Anschlüsse an die Kanalisation und das Stromnetz geschaffen werden”, sagt Adam Mayer, der die Planungen im Hochbauamt betreut. Weil auf dem Friedhof kein Kanal vorhanden ist, muss tief und weit bis zur nächsten Straße gebaggert werden, wo die nächsten Rohre liegen.


„Wir haben einen Puffer von 20.000 Euro eingerechnet, um für alle Fälle gerüstet zu sein”, sagt Mayer. Denn bei so einer Maßnahme kann schnell was dazwischen kommen – etwa die Wurzeln schützenswerter Bäume.

Verbesserung des Bürgerservice

Das Klohaus soll in der Nähe des Blumenkiosks bei der Einmündung der Saarbrückener in die Julius-Loßmann-Straße entstehen. Der Haupteingang – hier gibt es eine öffentliche Toilette – ist von diesem Zugang fast einen Kilometer entfernt. „Es ist eine echte Verbesserung des Bürgerservice, wenn wir hier ein zweites Klo bauen”, sagt Riedel.


Erfahrungen im Westfriedhof haben gezeigt, dass auch auf Friedhöfen öffentliche Toiletten vandalensicher gebaut werden müssen. Immer wieder werden die Anlagen dort mutwillig zerstört. Für die Bauherrn heißt das teurer Edelstahl muss her. Becken und Schüsseln müssen stabil in der Wand verankert werden, die Wasserhähne automatisch funktionieren. „Zudem bauen wir außer dem Damen- und Herrenklo noch eine Behindertentoilette ein”, sagt Mayer. „Das hat seinen Preis!”


Den Stadthaushalt belastet der Bau übrigens nicht. Er wird mit dem Erlös aus dem Verkauf des Zahngolds finanziert, das im Krematorium anfällt. Pro Jahr sind das – je nach Goldpreis – rund 250.000 Euro. Michael Reiner

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