Böhmen sollen in die Metropolregion

Birgit Seelbinder, Oberbürgermeisterin von Marktredwitz, würde Karlsbad und Eger gerne ins Boot holen. Nürnbergs OB Ulrich Maly hätte nichts dagegen.
von  Abendzeitung

Birgit Seelbinder, Oberbürgermeisterin von Marktredwitz, würde Karlsbad und Eger gerne ins Boot holen. Nürnbergs OB Ulrich Maly hätte nichts dagegen.

NÜRNBERG/BRÜSSEL Der wechselseitige Austausch ist längst Realität: Ob’s ums Arbeiten und Einkaufen geht oder ums Urlaubmachen – Böhmen und Franken haben längst vergessen, dass sie jahrzehntelang durch einen Eisernen Vorhang voneinander getrennt waren. Der rege Grenzverkehr von Menschen, Gütern und Dienstleistungen zeugt davon, dass der Europäische Traum im nordöstlichen Franken – und jenseits der Grenze, in Westböhmen – längst Wirklichkeit geworden ist.

Geht es nach der parteilosen Oberbürgermeisterin von Marktredwitz, Birgit Seelbinder, soll der grenzenlose Status Quo nun auch institutionell verankert werden. Bei den „Open Days“, einer Veranstaltung der europäischen Metropolregionen in Brüssel, sprach sie sich dafür aus, die grenznahen tschechischen Gemeinden und Landkreise, etwa das berühmte Kurbad Karlsbad (Karlovy Vary), Eger (Cheb) oder Falkenau (Sokolov), in die Metropolregion Nürnberg zu integrieren: „Sie fühlen sich bei uns besser repräsentiert als in Prag.“ Auch ihre eigene Gemeinde Marktredwitz – offizieller Bestandteil der Metropolregion Nürnberg – würde sich durch ihre Nähe zum böhmischen Bäderdreieck definieren.

„Wir sind 125 Kilometer von Nürnberg entfernt, aber nur 75 von Karlsbad“

Der Westen zeigt, wie’s funktioniert: Die Nachbarn aus dem Saarland, Lothringen, Luxemburg, Trier und Westpfalz haben sich einen gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum „Saar-Lor-Lux“ geschaffen. Als ob es keine Landesgrenzen gäbe, arbeiten Deutsche, Franzosen und Luxemburger in Kernbereichen eng zusammen.

Ein Modell, das sich Seelbinder und ihr Karlsbader Kollege Werner Hauptmann zum Beispiel nehmen: „Wir sind 125 Kilometer von Nürnberg entfernt“, sagt Seelbinder, „aber nur 75 von Karlsbad.“ Gemeinsam sind sie schon in der Arbeitsgemeinschaft „Euregio Egrensis“ aktiv. Und da alle oberfränkischen und die meisten Oberpfälzer Bereiche der „Euregio Egrensis“ bereits Teil der Metropolregion Nürnberg sind, liegt es, so Seelbinder, nahe, auch die tschechischen Kommunen zu integrieren.

Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) würde die Aufnahme selbst nicht forcieren wollen, hätte aber nichts dagegen. Schließlich gehe es bei einer Metropolregion nicht darum, Grenzen zu stecken, sondern offene Achsen zu bilden. Vielleicht heißt’s also schon bald: „Vítáme Vás – Herzlich Willkommen!“

Steffen Windschall

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