Bayern wie es schrumpft und wächst

Der Freistaat im Jahre 2030: Den Regionen im Nordosten gehen die Bewohner aus – nur Stadt und Landkreis München sowie Oberbayern wachsen in den kommenden 20 Jahren ungebremst weiter

MÜNCHEN Geteilte Gesellschaft: Bayerns Ballungsräume platzen bald aus allen Nähten. Nur der ländliche Raum, der blutet aus. Für die sieben Regierungsbezirke Bayerns sehen die Experten bis zum Jahr 2030 eine ganz unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung.

Innenminister Joachim Herrmann: „Unser größtes demographisches Problem liegt im Geburtendefizit außerhalb der Ballungsräume“. Deshalb sollen die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Verkehrsinfrastruktur, ärztlicher Versorgung und Kinderbetreuung junge Menschen und Familien in Bayerns strukturschwache Regionen locken. Das sagt die Prognose:

  • 2030 werden in der Stadt München 1,5 Millionen Menschen leben, gegenwärtig sind es etwa 1,4 Millionen. Im Landkreis München werden dann mit knapp 368000 etwa 20000 Menschen mehr leben als heute. Der Landkreis hat bayernweit mit 13,9 Prozent damit die größte Bevölkerungszunahme mit 13,9 Prozent. Auch die Region Ingolstadt (Oberbayern) sowie die Städte und Landkreise Regensburg (Oberpfalz), Nürnberg/Fürth (Mittelfranken) und Würzburg (Unterfranken) legen weiter zu.
  • Im Nordostbayern dagegen schrumpft die Bevölkerung – zum Teil dramatisch. In Oberfranken werden in 20 Jahren 965000 Menschen leben , das ist ein Bevölkerungsschwund von 10,2 Prozent. In Unterfranken rechnet man mit einem Rückgang von 5,8 Prozent auf 1,24 Millionen. Und in der Oberpfalz wird es nur noch knapp eine Million, das sind 3,7 Prozent, weniger Einwohner als heute geben.
  • Stabil bleiben die Zahlen in Niederbayern, sie sinken nur um 2,0 Prozent auf 1,16 Millionen. In Schwaben sinken sie um 1,7 Prozent und in Mittelfranken um 1,4 Prozent auf 1,68 Millionen Menschen.
  • Der einzige Regierungsbezirk, der unaufhörlich wächst, ist Oberbayern. In 20 Jahren werden hier rund 4,6 Millionen Menschen leben. Das sind rund 200000 mehr als 2011 und entspricht einem Einwohnerzuwachs von 6,8 Prozent.
  • Der ländliche Raum blutet insgesamt weiter aus. Die größte Bevölkerungsabnahme verzeichnet der Landkreis Wunsiedel in Oberfranken mit einem Minus von 20,2 Prozent.
  • Insgesamt bleibt die Bevölkerung Bayerns in den kommenden 20 Jahren mit rund 12,5 Millionen nahezu unverändert.
  • Das unterm Strich leichte Bevölkerungsplus wird „in erster Linie vom Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund“ getragen, so Innenminister Herrmann. Sein Anteil wird bis zum Jahr 2022 auf insgesamt rund 23 Prozent steigen. Anders ausgedrückt: 2,94 Millionen Bayern werden dann ausländische Wurzeln haben.
  • Bayern wird immer älter: Die „Baby-Boomer-Jahrgänge“ der 60 Jahre kommen ins Rentenalter. Bis zum Jahr 2030 sinkt die Zahl der unter 20-Jährigen um 12,5 Prozent auf 2,12 Millionen. Die Zahl der über 65-Jährigen steigt hingegen um 35,1 Prozent auf 3,31 Millionen. Eine Situation die es „in der deutschen Geschichte noch nicht gegeben hat“, sagte Joachim Herrmann. Und noch viele Probleme aufwerfen wird.

 

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