Bayerische Arbeitgeber zu Mindestlohn: "Das ist eine schmerzhafte Steigerung"

Der Mindestlohn wird zweistufig erhöht: 2026 auf 13,80 Euro, 2027 auf 14,60 Euro. Die bayerischen Gewerkschaften sehen das als Erfolg, die Arbeitgeber ärgern sich darüber. Wie die Vertreter aus Bayern auf die Erhöhung reagiert haben.
Maximilian Neumair |
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Der Mindestlohn soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro steigen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern ist auf dieses Ergebnis stolz.
Der Mindestlohn soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro steigen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern ist auf dieses Ergebnis stolz. © Jens Wolf/dpa

Zu hoch oder gerade hoch genug? An dieser Frage über den neuen Mindestlohn scheiden sich die Geister – auch in der bayerischen Wirtschaft. Bernhard Stiedl, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Bayern, sagt: "Mit der zweistufigen Anhebung auf 13,90 Euro ab dem 1. Januar 2026 und auf 14,60 Euro ab 2027 kommen wir dem Ziel eines armutsfesten Mindestlohns deutlich näher."

Rund eine Million Beschäftigte im Freistaat profitieren nun von mehr Lohn. Das sei besonders in einem Hochpreisland wie Bayern überfällig. Stiedl hält aber auch fest: Die 15 Euro, auf die der schwarz-rote Koalitionsvertrag Hoffnung gemacht hat, und die die EU-Mindestlohnrichtlinie nahelegt, sind noch nicht erreicht.

Bayerische Arbeitgeber: "Das ist eine schmerzhafte Steigerung"

Das findet die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) gut. Denn die Anhebung sei ohnehin viel zu hoch: "Insgesamt liegt der Mindestlohn 2027 um 13,9 Prozent höher als heute", sagt der Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Das ist eine schmerzhafte Steigerung, die einige Branchen, auch solche mit Flächentarifverträgen, vor Herausforderungen stellen wird."

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw, Bertram Brossardt.
Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw, Bertram Brossardt. © Matthias Balk/dpa

Die vbw erwartet demnach, dass der Anstieg der Arbeitskosten zu einer weiteren Beschleunigung bei der Automatisierung und Rationalisierung führen wird. Das heißt, Stellen werden vermehrt gekürzt und durch Maschinen ersetzt.

Der Mindestlohn ist nur 2022 vom Gesetzgeber erhöht worden.
Der Mindestlohn ist nur 2022 vom Gesetzgeber erhöht worden. © Ansgar Haase (dpa)

Brossardt befürchtet vor allem einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Berufen ohne Berufsausbildung. Diese Sorge teilt auch Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga: "Wir sehen die Gefahr, dass steigende Arbeitskosten es Betrieben erschweren werden, Menschen ohne Ausbildung eine Chance zu geben."

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Vbw will keine weiteren Mindestlohn-Sprünge in Zukunft

Weiter sagt Brossardt: "Wir setzen darauf, dass die Mindestlohnkommission zukünftig keine weiteren Sprünge in dieser Höhe beschließt." Er spricht von einer "Politisierung des Mindestlohns", die dem Standort schade.

Redaktionsbesuch: Bernhard Stiedl (M.) im Gespräch mit AZ-Politik-Chefin Natalie Kettinger und AZ-Verleger Martin Balle.
Redaktionsbesuch: Bernhard Stiedl (M.) im Gespräch mit AZ-Politik-Chefin Natalie Kettinger und AZ-Verleger Martin Balle. © Daniel von Loeper

Dabei wird dieser, anders als 2022, nicht vom Gesetzgeber erhöht, sondern von der unabhängigen Mindestlohnkommission festgelegt. Die setzt sich aus drei Arbeitgebern, drei Arbeitnehmern und einer Vorsitzenden zusammen. Diese hatte beim letzten Mal zugunsten der Arbeitgeber abgestimmt.

Dass diesmal zu einem Kompromiss gefunden wurde, schreibt sich der DGB auf die Fahne: "Ohne unseren beharrlichen Einsatz wäre ein solcher Schritt nach vorn kaum möglich gewesen", sagt Stiedl.  

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