Bauernkinder sind gesünder - dank Staub
München - Dass Landluft gesund ist, ist längst bekannt. Aber es ist nicht nur ihre Reinheit: Besonders Schmutzpartikel im Staub sind gut für Kinder. Das hat jetzt Erika von Mutius, Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München, gemeinsam mit einem internationalen Team aus Wissenschaftlern herausgefunden.
Die Forscher wollten wissen, warum auf Bauernhöfen lebende Kinder seltener Asthma und Allergien haben. „Man wusste, dass der Schutz vor Allergien mit dem Stallaufenthalt zu tun hat, aber man wusste nicht, warum“, sagt von Mutius.
Wie haben die Wissenschaftler geforscht? Die Forscher haben Mäusen täglich sogenannte Endotoxine, von Bakterien abgestoßene Zellmembranteile, verabreicht. Nach zwei Wochen wurden Milben, die auch bei Menschen allergische Reaktionen auslösen können, auf die Mäuse gesetzt. Im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe, die keine Endotoxine bekommen hatte, entwickelten die Versuchsmäuse keine Allergie.
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Was bedeutet das Ergebnis? Verschiedene Endotoxine sind neben vielen anderen Körpern im Staub in der Luft enthalten. Über die Schleimhäute oder andere Wege in den Körper aufgenommen, aktivieren die Partikel bestimmte Signalwege und führen so zu Entzündungen. Gelangen die Endotoxine jeden Tag in den Körper, hemmt das Enzym A20, das sich in der Schleimhaut der Atemwege befindet, Entzündungsreaktionen und der Körper reagiert weniger auf allergieauslösende Faktoren. Ähnliche Ergebnisse gab es, wenn den Tieren auf deutschen Bauernhöfen gesammelter Staub verabreicht wurde.
Was hat das mit unseren Kindern zu tun? Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Kinder, die auf dem Bauernhof groß werden, viele ältere Geschwister haben oder früh in einer Krippe sind, seltener an Asthma und Allergien erkranken.
Ob das mit dem Enzym A20 und den Endotoxinen zusammenhängt, wollten die Wissenschaftler nach den Mäuseversuchen genauer wissen. Sie prüften in weiteren Versuchen die Abläufe in menschlichem Gewebe. Mit Zellkulturen vom Lungengewebe gesunder Probanden und Asthma-Patienten analysierten sie, wie die Zellen auf Endotoxine reagieren. Bei den Gesunden bildeten sich weniger der für Allergien typischen Entzündungsmoleküle. A20 war dagegen in größeren Mengen in den Zellen vorhanden.
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Daraus schließen die Forscher, dass eine endotoxinreiche Umgebung die Produktion von A20 fördert und somit Allergien verhindert.
Staub aus dem Stall enthält die wichtigen Pilz- und Bakterienpartikel, die Kinder gesünder machen. Vor allem bestimmte bei Kühen vorkommende Mikroben gelten als allergiemindernd. Aber auch wer keinen Kuhstall zuhause hat, kann dem Immunsystem seines Kindes etwas Gutes tun: Mit einem Haustier in einem staubenden Käfig.
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