Ökonom fordert Einführung der "Vier-Tage-Woche"

Weil zu viel Arbeit krank macht, will ein Ökonom 72 statt 48 Stunden Wochenende – das soll Produktivität und Gesundheit steigern.
Otto Zellmer |
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Viele Deutsche überarbeiten sich und erhöhen so das Risiko von körperlichen und seelischen Erkrankungen.
dpa Viele Deutsche überarbeiten sich und erhöhen so das Risiko von körperlichen und seelischen Erkrankungen.

München - Mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, dazu kommt ein Haufen Überstunden. Da brauchen viele Arbeitnehmer in Deutschland am Wochenende erstmal ein bisserl Zeit zum Ausruhen und Verschnaufen. Doch so weit kommt’s dann gar nicht: Gibt’s doch auch an den zwei freien Tagen viele Dinge zu erledigen – vom samstäglichen Rasenmähen bis hin zur überfälligen Grundreinigung der Wohnung am Sonntag.

Arbeit, Arbeit, Arbeit – daraus besteht für viele heutzutage die Woche. Dabei bleibt kaum mehr Zeit für die Dinge, die im Leben wichtig sind, die glücklich machen. Neudeutsch würde es heißen: Die „Work Life Balance“ ist in Schieflage.

Mehr Arbeit bedeutet, Zeit mit Freunden und Familie zu verlieren. Und es fehlt die Energie, über andere Lebenswege nachzudenken und Talente auszuleben. Das sagt zumindest der US-Wirtschaftsprofessor David Spencer.

Er hat gleich einen Vorschlag parat, wie Politik und Arbeitgeber in diesem Punkt einlenken sollen: Spencer fordert eine Vier-Tage-Arbeitswoche, also drei Tage frei am Wochenende. Und das nicht einmal im Jahr oder Monat, sondern jede Woche. Somit seien auch Mitarbeiter gesünder und produktiver, glaubt Spencer.

 

„Wir müssen neu über Arbeit und ihren Wert nachdenken“

 

Denn laut dem Ökonom leidet unter zu viel Arbeit nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die körperliche und seelische Gesundheit. Das Risiko eines Schlaganfalls, für Herzerkrankungen oder Typ-2-Diabetes erhöhe sich. Aber warum arbeiten wir überhaupt so lange? Sagte doch bereits John Maynard Keynes, einer der bedeutendsten Ökonomen aller Zeiten, dass bedingt durch die technische Entwicklung im 21. Jahrhundert eine 15-Stunden-Woche ausreiche. Laut David Spencer befindet sich die Gesellschaft in einem Teufelskreis aus viel zu viel Arbeit. Das liege auch an Politik und Wirtschaft, die trotz steigender Produktivität die Arbeitnehmer nicht entlasten würden.

Auch Werbeeinflüsse spielen nach Spencer eine wichtige Rolle: Sie verleiteten Menschen dazu, mehr und mehr einzukaufen. Das koste Geld und somit müssten Arbeitnehmer wieder länger arbeiten. Spencer fordert eine 30-Stunden-Woche. Die jetzige Gesellschaft sei zu jobzentriert, kritisiert der Ökonom, und sagt: „Wir müssen neu über Arbeit und den Wert, den wir ihr in unserem Leben zumessen wollen, nachdenken.“

Der Vorschlag, die Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden zu reduzieren, ist kein neuer. Bereits im vergangenen Jahr brachte die Chemie-Gewerkschaft IG BCE einen entsprechenden Plan auf den Weg – allerdings nur für Beschäftigte ab 60 Jahren. „Es geht darum, die Belastungen zu verringern, dann können die Arbeitnehmer auch länger in den Betrieben gehalten werden“, hatte damals IG-BCE-Vorstand Peter Hausmann gesagt. Die Beschäftigten sollten von der Rentenkasse eine Teilrente und vom Betrieb einen Lohnausgleich erhalten, schlug er vor.

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