Arsen und Blei im Boden - Bayerns größte bewohnte Altlast ist saniert

Die giftigen Schwermetalle im Boden einer ehemaligen Farbenfabrik in Schonungen dürften vielen Anwohnern schlaflose Nächte bereitet haben. Nach 15 Jahren ist das nun vorbei. Bayerns größte bewohnte Altlast ist saniert. Der Bürgermeister hofft auf einen Neustart.
dpa/lby |
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In bis zu neun Metern Tiefe lagerten Rückstände von giftigem Arsen, Blei und Kupfer gefunden. Diese sind nach 15 Jahren vom Gelände beseitigt worden.
dpa In bis zu neun Metern Tiefe lagerten Rückstände von giftigem Arsen, Blei und Kupfer gefunden. Diese sind nach 15 Jahren vom Gelände beseitigt worden.

Schonungen - Jahrzehntelang waren 120 000 Quadratmeter Boden mitten in einem unterfränkischen Wohngebiet schwer verseucht. In bis zu neun Metern Tiefe wurden auf dem Gelände der ehemaligen Chemiefabrik Sattler in Schonungen (Landkreis Schweinfurt) Rückstände von giftigem Arsen, Blei und Kupfer gefunden. Nun, 15 lange Jahre nach Projektbeginn, ist das Wohngebiet komplett entgiftet und wieder vorzeigbar gemacht worden.

 

Schonungens Bürgermeister: "War eine Operation am offenen Herzen"

 

Am Samstag wurde die Sanierung von Bayerns größter bewohnter Altlast offiziell abgeschlossen worden. "Das war eine Operation am offenen Herzen. Und jetzt versuchen wir, aus der Katastrophe eine Chance zu machen", sagte Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann (SPD) der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Gemeinde war im Grunde drei Jahre lang eine Großbaustelle. Es wurde gebohrt und gebaggert. Fünf Häuser mussten abgerissen werden. Die Erschütterungen der Bauarbeiten waren auch eine Belastungsprobe für die teils jahrhundertealten Häuser, die mitten im Sanierungsgebiet standen. Mehr als 100 Grundstücke mussten deshalb intensiv von Erschütterungsgeräten beobachtet werden. "Aus Sicherheitsgründen mussten die Bauarbeiten nicht nur einmal unterbrochen werden", sagte der Leiter des Umweltamtes des Landkreises Schweinfurt, Volker Leiterer.

 

140 000 Tonnen Aushub - davon knapp 100 000 in Bergwerk gebracht

 

Fast 140 000 Tonnen Erde wurden seit August 2012 ausgehoben und zur Deponie gefahren, mehr als 34 000 Lastwagen-Fahrten mussten die Anwohner deshalb in Kauf nehmen. "Das war schon Stress für alle", so der Amtsleiter weiter. Die Altlastensanierung galt wegen der engen Wohnbebauung als eine der schwierigsten in Deutschland.

Der kontaminierte Boden wurde zu einer Mülldeponie transportiert, wo er je nach Verseuchungsgrad sortiert und fachgerecht entsorgt wurde. Rund 475 Tonnen des Aushubes waren mit Halb- und Schwermetallen belastet. "97 000 Tonnen kamen nach der Analyse direkt unter Tage in ein Salzbergwerk in Heilbronn", sagte Leiterer. In einigen Bereichen waren bei der ersten Bestandsaufnahme rund 150 Gramm Arsen auf einem Kilogramm Erde gefunden worden. Schon 0,1 Gramm in den Körper aufgenommenes Arsen ist tödlich.

 

Kosten der Sanierung: Etwa 45 Millionen Euro

 

40 Millionen Euro hat die Sanierung der Sattler-Altlast in Schonungen gekostet. Den Großteil davon zahlt das Land. Die städtebauliche Erneuerung auf der Zwölf-Hektar-Fläche hat nach Angaben des Landratsamtes noch einmal etwa 4,5 Millionen gekostet. Die kleine 7600-Einwohner-Gemeinde Schonungen hat 2,8 Millionen Euro davon selbst getragen.

 

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Die 1814 gegründete Farbenfabrik Sattler stellte in Schonungen bis etwa 1930 das berühmte "Schweinfurter Grün" her. Anfang 2001 waren bei Untersuchungen Arsen-Konzentrationen festgestellt worden, die den erlaubten Wert fast um das 400-fache überschritten. Daraufhin wurden auch die Anwohner getestet, die aber nach damaligen Angaben des Landratsamtes nicht mit Blei, Arsen und Cadmium belastet waren.

 

Planung für Gelände: Einfamilienhäuser, Seniorenwohnheime und Grünflächen

 

Für den Schonunger Bürgermeister Rottmann ist der Abschluss der Sanierung nun vor allem eine Wiedergeburt ohne das negative Image. "Ich hoffe, dass wir jetzt einen Neustart hinlegen können." Auf dem nun wieder jungfräulichen Gelände entlang des Baches sind Grünflächen, ein Seniorenwohnheime und Bauplätze für Einfamilienhäuser geplant.

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