Anwohner an Ausflugsziel der Münchner sind stinksauer: Menschenmengen sorgen hier für Chaos

Stoßstange an Stoßstange schieben sich die Autos der Touristen an manchen Tagen durch den kleinen Ort Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Ihr Ziel: der idyllische Eibsee am Fuß der Zugspitze. Verstopfte Parkplätze, Stau, Lärm und dicke Luft sind die Folgen für die Anwohner.
Und denen reicht es seit geraumer Zeit. Mitte Oktober gingen sie unter dem Motto "Verkehrswende Eibsee" erstmals gegen den Ansturm von Urlaubern und Tagesgästen auf die Straße (AZ berichtete) – am 30. November soll es erneut soweit sein, kurz nach dem Start der Skisaison auf Deutschlands höchstem Berg.
Die Forderungen der Demonstranten, die sich diesmal auf das gesamte Loisachtal beziehen: "Individualverkehr zum und vom Eibsee soll künftig nur noch in gut verträglichem Maße stattfinden", heißt es auf einem Flyer. Dazu solle der Eibseebus künftig im 15-Minuten-Takt fahren.
30-Minuten-Takt zwischen München, Garmisch und Mittenwald gefordert
"Ebenso notwendig ist der sofortige Aufbau eines dichten Skibusnetzes, das die Orte Farchant, Garmisch-Partenkirchen und Grainau nahtlos mit den Skigebieten im Classicgebiet und an der Zugspitze verbindet", schreiben die Verantwortlichen weiter. Und: Bei der Werdenfelsbahn solle ein 30-Minuten-Takt zwischen München, Garmisch und Mittenwald eingeführt werden.
Außerdem brauche es rechtliche Möglichkeiten, die Eibseestraße bei Überlastung für den Individualverkehr zu sperren – um Natur, Infrastruktur und Lebensqualität zu schützen.
Zu den Organisatoren des Protests gehört wie schon im Oktober der 17-jährige Andreas Neuner aus Grainau. "Ich mache das, damit sich endlich mal was ändert", sagte er damals der AZ. Aus seiner Sicht war in diesem Jahr "die Stimmung viel aggressiver". "Wir erhoffen uns, dass die Politik reagiert und die Gesetze ändert. So kann es nicht mehr weitergehen."
Veranstalter: "Ein riesen Chaos, wie gewollt"
Der Kommunalpolitiker Martin Sielmann aus Garmisch, der Neuer unterstützt, bestätigte in einem Video: "Die Verhältnisse am Eibsee sind katastrophal. Der letzte Sommer war schlimm, dieser Sommer war schlimmer. Und wie wird der nächste Sommer?"
Daraufhin folgten 150 Grainauer dem Aufruf zur Demonstration. Im Ort und auf den Zufahrtsstraßen kam der Verkehr zeitweise völlig zum Erliegen. Andreas Neuner schrieb dazu auf Facebook: "Ein riesen Chaos, wie gewollt (...) Zeitweise standen sie zweispurig!"

Allerdings hatte Grainaus Bürgermeister Stephan Märkl (CSU) der AZ bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass die "Hotspot-Tage" im Vergleich zu den Corona-Jahren weniger geworden seien – wenngleich sie immer extremer würden. Und dass den Behörden vor Ort die Hände gebunden seien: Gemeinde und Landratsamt hätten schon viel versucht, bei der Zufahrt zum Eibsee handle es sich jedoch um eine Staatsstraße.
"Leider steht jeder Idee ein rechtliches Hindernis entgegen." Er nennt auf Nachfrage die Idee einer Schranke sowie ein Modell der Vorausbuchung. "Diese Idee wurde aber wieder begraben, da eine Sperrung einer Staatsstraße aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist."