"Gas stoppen!" – Greenpeace stellt sich gegen Bohrungen in Reichling

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Im Morgengrauen haben zehn Aktivisten von Greenpeace ein 60 Meter langes Banner mit der Aufschrift "Gas stoppen!" direkt neben der Anlage in Reichling ausgerollt, unter dem seit knapp einem Monat nach dem fossilen Brennstoff gesucht wird. Der Bohrturm hat bereits eine Tiefe von etwa 3000 Metern erreicht – das geplante Ziel von 3400 Metern rückt näher.
"Die Zeit von klimaschädlichem Erdgas ist abgelaufen", kritisiert Saskia Reinbeck, Klimaschutz-Expertin von Greenpeace Bayern. "Minister Aiwanger muss das Irrsinns-Projekt in Reichling jetzt stoppen und darf die Konzession nicht verlängern", so die Aktivistin.

Die aktuelle Genehmigung für das Feld "Lech" läuft Ende September 2025 aus. Das Unternehmen hat beim Bayerischen Wirtschaftsministerium bereits eine Verlängerung um zwei weitere Jahre beantragt.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat Projekt in der Vergangenheit verteidigt
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte die Gassuche zuvor 2022 mit explodierenden Gaspreisen und der Energiekrise begründet. Noch im Juli 2024 verteidigte er das Projekt: Erdgas sei eine "Brückentechnologie, die bis zur Erreichung der Klimaneutralität noch gebraucht wird".
Greenpeace hält dagegen: Die Gaspreise seien mittlerweile massiv gesunken, es gebe außerdem keine Versorgungsprobleme mehr. Selbst bei einem Fund würde das Gas nur den jährlichen Bedarf von 10.000 bis 15.000 Haushalten abdecken – ein Bruchteil des bayerischen Erdgasverbrauchs.
Dafür riskieren die Verantwortlichen einen Eingriff in die Umwelt, warnen die Umweltschützer. Anwohner befürchten unter anderem eine Verschmutzung des Trinkwassers sowie negative Auswirkungen auf Immobilienpreise und den Tourismus in der Region.
"Lech Ost": Es drohen weitere Bohrungen
Hinter dem Projekt steht indirekt das kanadische Unternehmen MCF Energy, das sich über eine zweite Tochterfirma die Aufsuchungserlaubnis für ein weiteres, 100 Quadratkilometer großes Areal zwischen Lech und Ammersee ("Lech Ost") gesichert hat.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte im Februar angekündigt, die Geschäfte des Unternehmens wegen widersprüchlicher Ankündigungen zum Bohrstart überprüfen zu wollen.
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