Aiwanger sucht in Bayern nach Lagern für Klimakiller CO2

Im Auftrag der Staatsregierung soll in Bayern nach Orten zur unterirdischen Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid gesucht werden. Dies sieht der vom Wirtschaftsministerium vorgelegte Aktionsplan zur Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid vor. Konkret soll in den kommenden Jahren eine Studie erstellt werden, die die Potenziale und mögliche Kosten für den Bau eines Pipelinenetzes ermittelt.
Aiwanger: Wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung
"Der Aktionsplan ist ein wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung. Er ist ein Signal, dass wir es ernst meinen in Bayern mit der Reduzierung von CO2-Emissionen in der Industrie, aber auch, dass wir die Betriebe nicht alleine lassen", ließ Minister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mitteilen. Viele Unternehmen im Freistaat leisteten durch die Umstellung auf Erneuerbare Energien oder die Nutzung von Wasserstoff bereits einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. "Aber in einigen Sektoren sind die CO2-Emissionen prozessbedingt."
In Bayern fallen laut Ministerium jährlich sieben bis zehn Millionen Tonnen CO2-Emissionen an, die als prozessbedingt anzusehen sind - etwa in der Kalk-, Zement- oder Mineralölindustrie sowie der Abfallwirtschaft.
Freie Wähler warnten früher vor Gefahren durch CO2-Speicherung
Die Speicherung galt bisher unter Experten als umstritten und war lange Zeit verboten. Auch Aiwangers eigene Partei, die Freien Wähler, warnten im September 2011 in einer Pressemitteilung noch vor "erheblichen Gefahren der CCS-Technologie zur unterirdischen CO2-Verpressung". "Die unterirdische Verpressung stellt eine erhebliche Gefahr für Mensch, Natur und Grundwasser dar, weil CO2 aus dem Untergrund entweichen und Menschen an der Erdoberfläche daran qualvoll ersticken können", sagte damals Hans Jürgen Fahn, umweltpolitischer Sprecher der Freie-Wähler-Landtagsfraktion.
Greenpeace: Bayern ist keine Deponie für Industrieabfälle
Kritik an den Plänen kommt von der Umweltorganisation Greenpeace. "Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will Bayern als CO2-Endlager für die Industrie nutzen. Das ist teuer und gefährlich", sagte Saskia Reinbeck, Sprecherin für Klimaschutz, von Greenpeace. Das Abscheiden und Verpressen von CO2 sei eine kostspielige und energieintensive Technologie, die erst wenig erforscht sei. "CCS gefährdet unser Trinkwasser, kann Erdbeben auslösen und giftige Ablagerungen in den Böden hinterlassen. Bis jetzt ist nicht nachgewiesen, wie eine dauerhafte, sichere Lagerung großer Mengen von Kohlenstoffdioxid im Untergrund gelingen kann. Bayern ist keine Deponie für vermeidbare Industrieabfälle, ebenso wenig wie die Nordsee."
Aktionsplan soll möglichst bis Ende 2027 umgesetzt werden
Der Aktionsplan CCU/CCS besteht nach Ministeriumsangaben aus 20 Einzelmaßnahmen, die eine breite industrielle und wirtschaftlich tragfähige Anwendung von Technologien zur Abscheidung und anschließenden Nutzung und Speicherung von CO2, sogenannte CCU/CCS-Technologien, im Freistaat ermöglichen sollen. Er folgt inhaltlich weitgehend bekannten Forderungen aus der Wirtschaft. Die einzelnen Maßnahmen sollen soweit möglich bis Ende 2027 umgesetzt werden. Anschließend ist eine Evaluation geplant.