Abwanderung: Jeder fünfte Deutsche kehrt zurück

Seit dem Jahr 2000 ist jeder fünfte Abgewanderte in Deutschland in seinen Heimatkreis zurückgezogen. Die meisten bevorzugen das Land – und zwar das niederbayerische, zeigt der "Nationalatlas aktuell".
von  Ruth Schormann
Je grüner, desto höher die Rückzugsquote. Die Landkreise Straubing-Bogen (im Bild das Kloster Oberalteich) und Passau sind in der Bayernkarte am dunkelsten: Hierher kamen besonders viele zurück.
Je grüner, desto höher die Rückzugsquote. Die Landkreise Straubing-Bogen (im Bild das Kloster Oberalteich) und Passau sind in der Bayernkarte am dunkelsten: Hierher kamen besonders viele zurück. © Petra Morgenroth, Grafik: IfL

München - Gut, Fürstenfeld, wohin der Musiker im gleichnamigen Lied von "STS" unbedingt wieder hoam wui, liegt in der österreichischen Steiermark und nicht in Ostbayern. Aber der Dialekt ist aufgrund der Nachbarschaft ähnlich und die Verbundenheit zum Herkunftsort scheint es einer aktuellen Studie nach auch zu sein.

Wohin ziehen die meisten zurück?

Bei der Rückwanderung von Erwerbspersonen im Zeitraum von 2001 bis 2014 waren mit die Landkreise Passau (26,1 Prozent) und Straubing-Bogen (25,6 Prozent) auf den Spitzenplätzen. Nur ins westthüringische Eichsfeld sind mit 32 Prozent noch mehr Abgewanderte heimgekehrt.

Und was ist mit den Heimatstädten?

Deutlich geringer ist die Rückkehrquote in Städte. Weniger als 15 Prozent der abgewanderten Beschäftigten sind in ihre Heimatorte Frankfurt (Oder), Offenbach am Main und Heidelberg zurückgegangen.

Das geht aus Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des IAB und des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) für sein Webangebot "Nationalatlas aktuell" aufbereitet hat.

Wer kehrt hauptsächlich in die Heimat zurück?

Unabhängig vom Alter sind die Rückwanderer in den meisten Regionen Deutschlands mehrheitlich Männer. Nur in sechs der insgesamt 402 Kreise ist die Rückkehrquote für Frauen höher als für Männer. Als mögliche Ursachen führen die Autoren der Studie unterschiedliche Präferenzen bei Berufszielen und Lebensplanung an.

Und in welchem Alter geht’s zurück zu den Wurzeln?

Bei den Altersgruppen fallen Unterschiede zwischen Ballungszentren und ländlichen Räumen auf. Während in Metropolregionen wie den südlichen Münchner Raum, das Rhein-Main-Gebiet sowie nach Berlin viele ältere Erwerbspersonen zurückgekehrt sind, erlebten große Teile Bayerns eine verstärkte Rückwanderung von unter 25-Jährigen.

Nach der Ausbildung oder einem Studium in der Stadt suchen und finden sie oft einen Job in ihrer ländlichen Heimatregion, erklären die Wissenschaftler.

Wie lange bleiben die meisten in der Ferne?

Nur ein paar Jahre: Während die Rückkehrquote selbst erhebliche regionale Schwankungen aufweist, ist die Zeitspanne zwischen der Abwanderung aus einem Kreis und der Rückwanderung recht homogen: Sie liegt in allen Kreisen bei drei bis vier Jahren.

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