212.000 Alkoholsüchtige in Bayern: Welche Gruppe vor allem betroffen ist
München - Insgesamt 212.000 Menschen waren 2023 in Bayern wegen Alkoholsucht in ärztlicher Behandlung. Das geht aus einer Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor, die am Donnerstag in München veröffentlicht wurde. Unter den Abhängigen waren mehrheitlich Männer (150.000).
Die tatsächliche Anzahl der Betroffenen liege wahrscheinlich deutlich höher, sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Alfred Kindshofer. Es sei höchste Zeit, "die gesellschaftliche Verharmlosung von Alkohol kritisch zu hinterfragen".
Das Problem werde oft unterschätzt
Alkoholsucht sei eine zerstörerische Krankheit mit weitreichenden Auswirkungen auf Gesundheit, Psyche, soziale Beziehungen und berufliche Perspektiven, so Kindshofer. Trotz dieser Folgen werde das Problem oft unterschätzt und tabuisiert, da Alkohol leicht verfügbar und weit verbreitet sei, was die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Abhängigkeit erschwere.
Regionale Unterschiede
Besonders häufig tritt die Sucht bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte auf: Etwa 44.000 Männer und 16.000 Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren wurden in Bayern mit Alkoholsucht diagnostiziert. Die bundesweit angelegte Analyse zum Alkoholismus zeigt große regionale Unterschiede.
In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen liegt der Anteil alkoholkranker Menschen um mehr als ein Drittel über dem Bundesschnitt. Dort wurden im Jahr 2023 jeweils etwa 2,6 respektive 2,3 Prozent der Bevölkerung wegen Alkoholsucht behandelt. Bayern liegt mit einem Anteil von 1,6 Prozent etwas unter dem Bundesschnitt von knapp 1,7 Prozent.