150 Termine im Jahr: So ist das Leben als Bierkönigin

Anna Winkler ist Bayerns Bierkönigin. Wie sie den Spagat zwischen Beruf und Volksfesten meistert - und was sie am liebsten trinkt.
von  Laura Mies
Bis zu 150 Termine nimmt Winkler während ihrer Amtszeit wahr.
Bis zu 150 Termine nimmt Winkler während ihrer Amtszeit wahr. © Anna Winkler

Wer das bayerische Bier repräsentieren will, der setzt sich dafür auch auf ein Pferd beim Festauszug, auf unzählige Bierbänke während der Volksfest-Saison - oder ins büroeigene Bällebad fürs Videointerview.

So zumindest macht es die diesjährige bayerische Bierkönigin Anna Winkler aus Mainbernheim in Unterfranken. Sie ist seit Mai die neue offizielle Stimme für eines der ältesten Kulturgüter Bayerns - das Bier. Doch ohne ihren Landshuter Arbeitgeber wäre dieses Ehrenamt nicht möglich.

Im hippen Büro ihres Arbeitgebers Probonio (ein Software-Unternehmen) nimmt Winkler einen der unzähligen Termine als Bierkönigin wahr. Ihr Auftreten - das Dirndl, der moderne Trachtenschmuck und die Krone auf dem Kopf - wirkt hier etwas fehl am Platz, ist aber mittlerweile fester Bestandteil der Sales-Managerin.

„Das Amt hat meine Erwartungen übertroffen"

„Ich nehme in dem Jahr, in dem ich Bierkönigin bin, bis zu 150 Termine wahr“, erzählt sie. Und das alles neben Arbeit, Zeit mit Freunden und Familie sowie Hobbys. Was bringt eine junge Frau dazu, ihr Leben für ein Jahr einem bayerischen Kulturgut zu widmen, das immer weniger konsumiert wird?

Bierkönigin Anna Winkler wurde im Mai gewählt.
Bierkönigin Anna Winkler wurde im Mai gewählt. © Anna Winkler

„Das Amt hat meine Erwartungen übertroffen. Ich dachte immer, man trinkt ein bisschen Bier, geht aufs Oktoberfest und das war’s. Aber ich lerne einfach so viele neue Menschen kennen und kann als Bierkönigin Tradition vertreten. Ich habe auch das Gefühl, dass Tradition wieder cool wird“, sagt die 30-Jährige.

Als Person der Öffentlichkeit könne man Tradition und Brauchtum beispielsweise besser bei der jüngeren Generation vermitteln als die eigenen Eltern.

„Man soll in Maßen trinken, nicht in Massen“

Das versucht Winkler zumindest über die Sozialen Medien. Dort sieht man sie beim Anstich-Training (sehr souverän, maximal ein Noagerl Bier spritzt aus dem Fass), mitten im erntereifen Gerstenfeld oder mit einem ihr eigens gewidmeten Drei-Liter-Bierkrug in den Händen auf dem Gäubodenvolksfest. Aber, das ist ihr wichtig zu betonen: „Man soll in Maßen trinken, nicht in Massen!“

Manchmal macht die Bierkönigin auch Werbung für eine Brauerei in ihrer Story auf Instagram - „aber nur wenn das Bier schmeckt“, sagt Winkler. Und, was schmeckt der Repräsentantin am besten?

„Ich trinke gerne jegliches Bier. Aber die Sorte Helles finde ich super, weil’s einfach leicht ist und nicht so süffig. Das kann man im Sommer wie im Winter trinken, einfach ein Allrounder.“ Eine diplomatische Antwort als bayerische Bierrepräsentantin, immerhin ist das Helle die beliebteste Biersorte der Bayern.

Von daheim kennt Winkler spezielle Sorten

Von zu Hause kennt Winkler jedoch deutlich speziellere Sorten. Ihr Vater gründete 2018 mit sieben anderen die „Brauschmiede“ in Mainbernheim. Die dort gebrauten Sorten erstrecken sich von Bockbier über dunkles Vollbier bis zu Pale Ale.

Wie all diese Sorten gebraut werden, welcher Hefestamm oder welche Hopfensorte verwendet wird - das musste Anna Winkler am Wahlabend im Münchner Löwenbräukeller parat haben, um sich gegen fünf andere Kandidatinnen durchzusetzen.

Weil sie selbst knifflige Fragen wie: „Was ist Bierstacheln?“ (eine traditionelle Methode, um Bier mit einem glühend heißen Eisenstab zu veredeln) beantworten und beim Publikum punkten konnte, wurde sie schließlich mit der besonderen Krone der Bierkönigin gekrönt, mit der sie sich seitdem auf den zahlreichen Terminen zeigt.

Möglich ist das nur durch flexible Arbeitszeiten und Homeoffice, das weiß auch die Bierkönigin sehr zu schätzen: Einige ihrer Vorgängerinnen hätten während ihrer Amtszeit beruflich Minusstunden gesammelt.

Erste Branche mit bezahlten Urlaub

Dabei hat die Work-Life-Balance gerade bei den Bierbrauern eine lange Geschichte. So gehörten sie zu den ersten Branchen, in denen ein Tarifvertrag abgeschlossen wurde, der auch bezahlten Urlaub beinhaltete. Denn der Arbeitsalltag war in den Brauereien besonders hart.

Um eben jene Geschichte und den Aufwand, der hinter einem guten Bier steckt, zu würdigen, tourt Anna Winkler nun durch ganz Bayern.

Manchmal darf sie sogar ihre Freunde mit zu Terminen nehmen - was für sie besonders erfreulich ist, denn: „Wenn ich meine Freunde treffe, muss ein Bier dabei sein.“

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.