1,50 für ein Max-Morlock-Stadion

Nürnbergs Kämmerer Riedel hat die nette Rechnung aufgemacht, wie der Traum der Club-Fans doch noch in Erfüllung gehen könnte
K. Kaufmann,M. Löser |
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Seit das Frankenstadion easyCredit-Stadion heißt, kämpfen die Club-Fans für ein Max-Morlock-Stadion.
bayernpress Seit das Frankenstadion easyCredit-Stadion heißt, kämpfen die Club-Fans für ein Max-Morlock-Stadion.

NÜRNBERG Da soll einer noch mal sagen, Kommunalpolitiker hätten keine Visionen! Nürnbergs Stadtkämmerer Harald Riedel (SPD) hat sich jetzt – wenn auch ungewollt – an die Spitze der „Wir-wollen-das-Max-Morlock-Stadion”-Bewegung gesetzt. Angesichts des für Juni 2012 terminierten Abschieds der Teambank als Namensgeber des Club-Stadions (AZ berichtete) hat der Finanz-Boss im stillen Kämmerlein durchgerechnet, was die Fans eine Umbenennung des easyCredit-Stadions kosten würde. Das überraschende Ergebnis: Gerade mal „1,50 Euro mehr pro Karte und Heimspiel”, erklärt Riedel.
Bei 17 Hausaufgaben in der Bundesliga und eingeplanten 700.000 Zuschauern pro Saison – „wenn es gut für den Club läuft”, könnte man mit dieser Erhöhung der Ticketpreise „ein fehlendes Namenssponsoring ausgleichen”.

 

Für ein halbes Seidla käme Morlock zurück


Für die Fans, die sich schon seit Jahren nichts sehnlicher wünschen, als dass die Spielstätte endlich auf den Namen des größten FCN-Idols aller Zeiten getauft wird, klingt diese Vision zu schön, um wahr zu sein. Bedeutet Riedels Rechnung doch – sehr vereinfacht – nichts anderes als: Ein halbes Seidla im Stadion weniger, wahlweise auch sieben Zigaretten oder einen Liter Sprit (E 10) – und schon ist Max Morlock in Deutschland oder dank Europa League gar kontinental in aller Munde!


Was für die Anhänger ein Traum wäre, bleibt für Riedel & Co. das berühmte „Worst-Case-Szenario”. Ohne einen Nachfolger für easyCredit klafft in der Bilanz der Stadionbetreibergesellschaft ein dickes Loch. Die Teambank ließ sich ihr Engagement bis dato geschätzte 1,5 Millionen Euro jährlich kosten. Nach Riedels Rechnung müssen mindestens 1,05 Millionen Euro ausgeglichen werden: „Profi-Fußball ist ein sehr teures Geschäft. Wenn eine Einnahme wegfällt, muss sie ersetzt werden.” Definitiv aber nicht mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt, wie Riedel als Verwalter von aktuell 1,25 Milliarden Euro Schulden klarstellt. Seine Priorität liegt auf der Finanzierung von „Kindergärten und Bildung.” Da die Betreibergesellschaft, die jährlich mindestens 2,3 Millionen Pacht zahlt, wie Stadion-Boss Alfred Diesner am Dienstag auf der Podiumsdiskussion „Ein Stadion – viele Namen” offenbarte, ebenfalls klamm ist, bleibt am Ende der Club der Dumme.

 

"Allein der Verein hätte den Schwarzen Peter"


Klar, dass Martin Bader, der pro Jahr eh schon rund eine Million Euro Miete fürs Stadion zahlt, von Riedels Vision nicht begeistert ist. „Der Vorschlag hört sich so an wie: Da macht doch jeder ganz selbstverständlich mit”, sagt der Club-Manager über Riedels Max-Zuschlag. „Das hieße, allein der Verein hätte den Schwarzen Peter, sollte die Betreibergesellschaft keinen neuen Namenssponsor finden. Denn bei diesem Vorschlag geht es nur um eine Mieterhöhung.”
Bader sieht vielmehr den Vermieter in der Pflicht. „Die Einnahmeseite liegt allein bei der Betreibergesellschaft – und soweit ich weiß, schreibt sie Gewinne.” Die fallen mit 150.000 Euro laut Diesner zwar nicht allzu üppig aus. Aber das ist nicht Baders Problem: „Deren Plan müsste ausschließlich lauten, über weitere Drittveranstaltungen und eben den Verkauf des Namensrechts Einnahmen zu generieren. Und nicht über eine gestiegene Miete.”
Soll heißen: In Sachen Max-Morlock–Stadion ist das letzte Wort noch längst nicht gesprochen. 

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