"Willkommen in Hamburg": AZ-Kritik zum Tatort

Guck dich doch mal an. Du bist doch schon wieder völlig verbeult", sagt die Ex. Sie meint es vorwurfsvoll und lacht doch kokett. Sichtbares Zeichen der Action im „Tatort“ sind die Schrammen in Nick Tschillers Gesicht. Als neuer Ermittler im Norden hat Til Schweiger durch allerlei Sonderwünsche eine riesige Erwartungswelle erzeugt. Im Interview gab er sich stolzgeschwellt ob der Zahl von drei Toten in den ersten Minuten von „Willkommen in Hamburg“ (Regie Christian Alvart) und verbeugte sich vor Bruce Willis. Klar auch, dass Schweigers erstes Wort „Fuck“ ist und er sein Nuscheln selbstironisch thematisiert.
Man sieht den Ex-SEK-Mann Tschiller bei seinem ersten Einsatz für das Hamburger LKA in einem dieser Mietsbunker, in denen im deutschen TV gerne das Böse wohnt. Eine Wohnung voller minderjähriger Prostituierter. Und dann - Reissschwenk, Pulverdampf - ist Tschiller gezwungen, drei Clan-Zuhälter umzupusten. Nick bleibt cool, hat alles im Griff und am Ohr den Clip. Stresstrainings, wird man später erfahren, haben ihn beim SEK auf die totale Gefühlskontrolle konditioniert.
Nach dem Auftakt ist Schluss mit lustig, und die Justiz nimmt Ermittlungen gegen Tschiller auf, zu Hause sitzt die Tochter (natürlich Schweigers eigene) in der Chaotenbude und wartet darauf, dass Papa ihr ein weiches Ei macht. Dann muss sich Nick noch um die Prostituierte Theresa kümmern, und sein Ex-Cop-Partner macht kriminellen Stress. Der angeblich teuerste „Tatort“ aller Zeiten dreht erst im Finale wieder mächtig auf. Doch man wünscht sich, die Spannung wäre gross, wie die Feuerkraft der Waffen.