TV-Kritk: So waren "Die Tore der Welt"
München - Im Mittelalter hatten die Frauen Haare bis über den Knack-Po, zupften sich die Augenbrauen, trugen wunderschöne Kleider und sie waren stark. Die Frauen im Mittelalter intrigieren für ihre Kinder, für sich, für das Königreich, vornehmlich intrigieren sie aber gegen Männer. Das zumindest vermittelte der erste Teil des TV-Vierteilers „Die Tore der Welt“.
Zwei Jahrhunderte nach „Die Säulen der Erde“ wird im fiktiven englischen Städtchen Kingsbridge wieder geliebt, gemordet, vergewaltigt und intrigiert. Das ist nichts für Zartbesaitete: dem ehemaligen Ritter Thomas kriechen die Maden aus der Hand. Kurzerhand hackt die ein selbsternannter Arzt ab. Als die junge Landstreicherin Gwenda (wütend-unschuldig: Nora von Waldstätten) von ihrem Vater vergewaltigt und verkauft wird, möchte der Fernsehzuschauer am liebsten einschreiten.
Doch die Mittelalter-Geschichte steuerte weiter auf die größte Katastrophe zu: den Zusammensturz der Kingsbridge-Brücke, bei der viele Menschen ihr Leben verlieren. Angenehm, dass sich das TV–Epos Zeit nimmt, denn die braucht es auch, um den knapp 1300-Seiten-Totschläger von Ken Follett auszuerzählen. Es wird verkürzt und verknappt, aber die Figuren haben Raum einige Schicksalsschläge einzustecken und daran zu wachsen.
Nur manchmal wird der Film, der sonst viele kleine Geschichten erzählt, zusammenführt und auseinander reißt, albern und hölzern: etwa wenn der König am Schlafgemach seiner Mutter lauscht und sie beim Sex zwischen Stöhnen zum Geliebten und natürlich Intriganten haucht: „Bald gehört England uns“. Der Geliebte baumelt auf Geheiß des Königs schnell am Strick.
Für die 46 Millionen Filmbudget gibt’s ordentliche Darsteller wie Sex and The City-Erfolgsfrau Cynthia Nixon – zwischen eiskalt und zuckersüß als Bürgerin, die ihren Sohn nach oben bringen will – und Peter Firth als Ritter der Königin, der nur eins will: Macht über England und die Frauen. Die sind das Überraschende an diesem Mittelalter-Epos: langhaarig, schön und stark.
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