TV-Kritik zu "Goldbach": So war der Tatort aus Freiburg in der ARD

Ein Heimatkrimi, der seinen Gegenspieler im neuen Lieblingsort der Computerkriminalität findet, dem Darknet. AZ-Kritikerin Ponkie über den ARD-Tatort "Goldbach".
von  Ponkie

Nach dem abgesetzten Bodensee-Tatort präsentiert der SWR den ersten Fall der neuen Freiburger-Hauptkommissare Franziska Tobler (gespielt von Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner). Die in Nebel gehüllte, schneebedeckte Hochschwarzwald-Idylle (Düster-Kamera: Andreas Schäfauer) wird von einem Schuss in die Tannenlandschaft zerstört. Die elfjährige Lina liegt tot im Wald, ein Junge wird vermisst, und Paul, der Sohn eines Programmierers, verbirgt die grausame Wahrheit in seinem Inneren.

Wir geraten schnell in den Sog eines dramatischen Bühnenstücks (Regie: Robert Thalheim, Buch: Bernd Lange) um drei befreundete Familien, deren Freundschaft von Misstrauen, Verzweiflung und Angst aufgefressen und zu einem düsteren Albtraum wird. In unmittelbarer Nähe der Leiche wird ein Waffenlager entdeckt, dessen Kompakt-Maschinengewehre und Pistolen mit fortlaufenden Individualnummern aus einer örtlichen Waffenfabrik stammen.

"Goldbach": Der Charme des neuen Tatort-"Duos"

Der Heimatkrimi findet seinen Gegenspieler im neuen Lieblingsort der Computerkriminalität – dem Darknet, aus dem sich die waffenbegeisterten Bewohner des beschaulichen Schwarzwalddörfchens mit ihren Spielzeugen eindecken – wie allerdings der Programmierer-Familienvater darauf kommt, sich mit Kriegswaffen etwas dazu verdienen zu müssen, bleibt offen.

Das packende Familiendrama kommt ohne die gängigen Thriller-Turnübungen und falschen Fährten aus. Tobler und Berg stochern behutsam in den dunklen Seelenschluchten der langsam durchdrehenden Paare herum. In letzter Sekunde findet Kommissarin Franziska Tobler den verstörten Jungen, der das Mädchen aus Versehen erschossen hat, und verhindert so die Selbstjustiz des Vaters. Nach amerikanischem Serienvorbild soll sich der Charme des neuen Tatort-Duos erst allmählich in den Köpfen des Zuschauers entwickeln. Ein ungleiches Paar mit schwäbischem Dialekt – sympathisch.

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