TV-Kritik: So war "Die Kinder meiner Tochter" im ZDF
In der peinlichen Sonntags-ZDF-Schmalzküche „Herzkino“ ein grob holzgeschnitzter Problemklotz über die höchst aktuelle Psycho-Macke, dass auch intelligente Kulturbürger eingemauert sein können in ihren Vorurteilen. Das erinnert mich an den alten sarkastischen NS-Witz über Diktatur und Intelligenz: Entweder einer ist intelligent, dann kann er kein Nazi sein – oder er ist ein Nazi, dann kann er nicht intelligent sein. Aber bekanntlich reguliert die Gewinnsucht oft die Gesinnung.
In dem grübelschweren Fundamentalisten-Melodram „Die Kinder meiner Tochter“ (Buch: Serkal Kus, Regie: Karola Meeder) hat der pensionierte Richter Blessing (Jürgen Prochnow) seine Berufserfahrung mit islamistischer Familienkriminalität (von „Ehrenmord“ bis Zwangsheirat) zu einem Granitblock aus Misstrauen und Ablehnung versteinert: Als die zum Islam konvertierte, mit einm Kurden verheiratete Tochter bei einem Autounfall stirbt, steht Blessing nach 16 Jahren Funkstille hilflos vor fremden Enkelkindern – im rabiaten Religions- und Kulturstreit mit dem kurdischen Schwiegersohn..
Obwohl Prochnow ein sehr guter Schauspieler ist, mutet ihm das Drehbuch ein Übermaß an bornierter Gesinnungsstarre zu: Er legt seinen Richter-Ruf als „harter Hund“ nicht ab und reagiert so unintelligent wie seine muslimische Verwandtschaft – ehe die vom Genre vorgesehene Familienversöhnung durch die Intelligenz der Enkelin stattfinden kann.
Ein ernsthafter Ansatz für ein plakatives Lehrstück des sozialen Friedens in einer multikulturellen Realität.
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