TV-Kritik: So war der "Tatort" aus Kiel
Zehn Jahre Kieler „Tatort“: Zum Jubiläum glänzen Axel Milberg als grimmiger Kommissar Borowski und Lavinia Wilson als verdächtige Altenpflegerin mit dem sanften Träumerinnengesicht. Die AZ-Kritik.
München - Wenn ein „Tatort“-Kkrimi eine höhere Stufe erreicht als die regionale Klimazone mit Sturmgebraus und Blitzgewitter eines Kapitalverbrechens, dann wird der Krimi zum Drama und zum Schicksalsrätsel-Thriller.
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Ein solch ausgesuchtes Exemplar zum 10-jährigen Tatort-Jubiläum aus Kiel ist „Borowski und der Engel“ (Buch; Sascha Arango, Regie: Andreas Kleinert, ARD/NDR) – ausgerichtet auf die ewige Grundsatzfrage, ob der Mensch von Grund auf böse sein kann oder nicht, und wenn ja, warum nicht? Und was ist eine Notlüge, eine Zwecklüge, eine charakterbedingt bösartige Intrigantenlüge oder eine geplante Engelslüge?
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Der grimmige Kommissar Borowski (Axel Milberg) und seine temperamentgeladene Assistentin Brandt (Sibel Kekilli) graben die Abgründe aus, die sie um die Altenpflegerin, die als Tatzeugin angeblich einen Mord gesehen und erste Hilfe geleistet hat, vermuten: Lavinia Wilson mit dem sanften Träumerinnengesicht prägt den Rätselkrimi auf vielfältig schillernde Weise – und je mehr Lügenmotive sich den Kommissaren anbieten, desto mehr verwandelt sich der „Tatort“ in ein Horrorgruselstück.
Borowskis Mutmaßungen tasten mögliche Täterperspektiven ab, spielen Psycho-Theorien durch, weiden die Denksportfelder ab zwischen Zufall, Vorsatz, raffinierter Planung und Improvisation. Der „Tatort“ aus Kiel - ein gelungenes Einzelgänger-Exemplar der schauspielerischen Sonderklasse.
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