TV-Kritik: So war "Der Minister"auf Sat.1
München - Eine Polit-Satire im deutschen Fernsehen – und dann noch auf SAT.1, dem Sender für das Promi-Boxen und Serien wie „Danni Lowinski“?
Man befürchtet bei „Der Minister“ zunächst wirklich das Schlimmste: Schenkelklopfer-Humor, obendrein Alexandra Neldel, die nach der „Wanderhure“ nun die First-Glamour-Lady mimt. Und eben: Karl-Theodor zu Guttenberg, der einstige Politik-Überflieger, der im Film Franz Ferndinand Freiherr von und zu Donnersberg heißt und im wahren Leben ja eigentlich schon seine eigene Karikatur war.
Doch herausgekommen ist aus der spitzen Edel-Feder von Grimme-Preisträgerin Dorothee Schön und Mr. TV, teamWorx-Produzent Nico Hofmann, eine sehr freche, wunderbar unterhaltsame und moderne Satire, die fast zu gut(ti) fürs Fernsehen ist.
„Kir Royal“ und „Schtonk“ sind lange her, zuletzt konnte man an Helmut Dietls „Zettl“ sehen, wie es eben nicht geht. Beim „Minister“ geht es plötzlich – und zwar richtig gut.
Das liegt an der cleveren Idee, Aufstieg und Fall aus Sicht von Donnis Freund Max (klasse: Johann von Bülow) zu erzählen. Er hat ihn zu Schulzeiten abschreiben lassen, später wird er zum Redenschreiber und „Ghost-Doktor“. Als er merkt, dass Donni wirklich null Ahnung von nichts hat, dafür immer mehr von der Masse geliebt wird und auch noch droht, Kanzler werden zu wollen, muss er ihn stoppen.
Die Überraschung des Films ist das Gesamtpaket. Regie, Kamera und Wortwitz stimmen – dazu der Cast: Kai Schumann rockt nicht nur zu AC/DC als Gutten-, pardon: Donnersberg, Thomas Heinze brilliert als „Blitz“-Chefredakteur, und der heimliche Star ist Katharina Thalbach als Kanzlerin. Nach 93 Minuten hat einem SAT.1 doch tatsächlich gezeigt, wie groß deutsches Fernsehen sein kann – wenn sich ein paar Leute nur trauen.