TV-Kritik - So ist der Franken-Tatort: ich töte niemand

Längere Verhörszenen gehören meist zu den größten Einschlafgefahren eines "Tatorts". Man hat das alle schon zehntausend Mal gesehen. Nicht aber, wenn Fabian Hinrichs als Ermittler Felix Voss zur Tat schreitet. Dann weht ein Hauch von Tarantino-Wahnsinn durch den fränkischen "Tatort". Regisseur Max Färberböck gönnt Hinrichs mehrere emotionale Ausbrüche, das belebt die kompliziert-konstruierte Geschichte "Ich töte niemand" ungemein (Buch: Färberböck und Catharina Schuchmann).
"Tatort: Ich töte niemand" - TV-Routine kommt nicht auf
Der Mord an einem libyschen Geschwisterpaar steht am Anfang der verschlungenen Ermittlungen, der Ziehsohn ist spurlos verschwunden. Das ganze Elend dieser Welt wird Voss zu viel, Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) muss die Seele streicheln. Bald aber verliert sie selbst den Boden. Warum hat ihr alter Freund und Kollege Frank Leitner (André Hennicke) eine tödlichen Verkehrsunfall inszeniert. Hätte sie es noch verhindern können? Und was hat das alles mit den Mordopfern zu tun?

Unter Spannung: die Kriminalhauptkommissaren Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Foto: Felix Cramer/Moss Film/BR/dpa
Nein, als Beigabe zum Knabbergebäck hat Färberböck diesen "Tatort" nicht gedacht. Er erwartet höchste Konzentration in diesem Spiel um Schuld und Sühne und entschädigt mit einem inszenatorischen Stilwillen. Wann hat man zuletzt Vivaldi in einem "Tatort" gehört? TV-Routine kommt in diesem Panoptikum schräger Charaktere nicht auf, Spannung allerdings auch nur bedingt. Eine interessante Publikumsüberforderung.
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