"Todesspiel": So war der "Tatort" aus Konstanz

Im „Tatort“-Gewerbe ringt man verzweifelt um die Balance zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen dem angenehm Vertrauten und der schrägen Moderne. Und wenn Eva Mattes als Kommissarin Blum und Sebastian Bezzel als ihr treuer Schildknappe Perlmann es im Bodensee-Tatortkrimi „Todesspiel“ (Buch: Leo P.Ard, Regie: Jürgen Bretzinger, ARD/SWR) mit einer Horde arroganter junger Erben und Vermögensverprasser zu tun haben, denen die Langeweile am mühsamen Nichtsnutz-Zeitvertreib zu den Ohren heraustropft, dann ist das Zuschauerinteresse am Konfliktstoff „Todesspiel“ (der Titel ist Programm) schon einmal begrenzt - und in dieser lahmen Inszenierung schnell erschöpft.
Bald ist erkennbar: Diese Clique von Luxus-Blödianen verschafft sich den letzten Kick durch „Russisches Roulette" und wartet mit erhöhtem Adrenalinspiegel, wer sich als erster eine Kugel in den Kopf schießt. Die Dialoge sind entsprechend ärmlich. Das Drehbuch strotzt vor Klischees. Perlmann mopst sich undercover in die Playboy-Szene von Konstanz - und bleibt mit dickem Schädel auf der astronomischen Spesenrechnung sitzen.
Der Bodensee döst still und geduldig vor sich hin, und der Zuschauer ist bald zu erschlafft, um den Party-besessenen Frusttätern noch eine hineinhauen zu wollen. Selbstverständlich gehen die Ermittlungen dann doch noch einmal in eine andere Richtung, aber man fragt sich allenfalls kopfschüttelnd, warum das „Todesspiel“-Geld der jugendlichen Designer-Gemütsrüpel nicht durch einen fetten Batzen Erbschaftssteuer verkleinert wird. In dieser „Tatort“-Stimmung warten wir dann auf die nächste Sozial-Talkshow mit Sahra Wagenknecht.