"Tatort: Wir sind nicht zu fassen!": Ausnahmezustand in Wien

In ihrem viertletzten Fall "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" ermitteln Bibi Fellner und Moritz Eisner den Tod eines Systemkritikers, der inmitten der Unruhen um die gesellschaftliche Ordnung in Wien zu Tode gekommen ist. Lohnt sich der rasante Politthriller?
(eyn/spot) |
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Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) bewegen sich in "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" in einem völlig aus der Bahn geratenen Wien.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) bewegen sich in "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" in einem völlig aus der Bahn geratenen Wien. © ORF/Petro Domenigg

So hat man Wien noch nie gesehen: Überall Aufstände, die österreichische Regierung soll à la Sturm aufs Kapitol gestürzt werden, die Polizei hält radikal dagegen. Doch wer kämpft hier eigentlich gegen wen - und was? Es dauert etwas, bis man die Verhältnisse im neuen Wiener "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" (1. Juni um 20:15 Uhr im Ersten) versteht. Den Ermittlern Bibi Fellner (Adele Neuhauser, 66) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, 64) geht es da bei den Ermittlungen in ihrem 36. - und viertletzten - Fall nicht anders.

Sie sollen in diesem Politthriller eigentlich aufklären, wie ein Demonstrant während der Unruhen ums Leben kam - müssen aber zwischen gewaltbereiten Polizisten, Systemkritikern, Verschwörungstheorien und Verfassungsschutz den Überblick behalten.

Darum geht's im "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!"

In Wien herrscht seit Tagen Ausnahmezustand. Aggressive Protestzüge wollen das Regierungsviertel stürmen. Dafür müssen sie aber erst an der ebenfalls aggressiven Polizei vorbei. Am Ende bleibt ein Toter zurück: Der Student Jakob Volkmann (Tilmann Tuppy), der Verschwörungstheorien zugeneigt war und an vorderster Front gegen die Obrigkeit auf die Straße ging.

Wie hat er sich die fatale Wunde am Kopf zugezogen? Schnell steht bei Bibi Fellner und Moritz Eisner der Verdacht von Polizeigewalt im Raum - den der angriffsfreudige Einsatzleiter nicht unbedingt entkräften kann. Dass auch seine Beamten den Ruf haben, nicht zimperlich gegenüber Demonstranten zu agieren, trägt das Übrige dazu bei. Zudem war das Opfer beim österreichischen Staatsschutz bekannt. Doch auch hier stoßen die Mordermittler auf Schweigen.

Als dann jedoch ein Brandanschlag auf ihre Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer, 38) verübt wird, schrillen alle Alarmglocken. Eisner und Fellner finden heraus, dass Volkmann und seine schwangere Freundin Katja Ralko (Julia Windischbauer, 28) bei der "KAPO" aktiv waren - der "Kampfbereiten Außerparlamentarischen Opposition", einer Gruppe rechtsradikaler Aktivisten, die den Staat hasst und eine neue Ordnung anstrebt. Deswegen hatte der Tote sich mit seiner Familie völlig überworfen. Aber wer oder was steckt hinter der "KAPO" - und wieso ist sie "nicht zu fassen"?

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Lohnt sich das Einschalten?

Ja. "Alle reden über das Thema, also kann man auch einen 'Tatort' darüber machen", sagt Harald Krassnitzer zu dem Fall. Gemeint ist die weltweit angespannte politische Lage, die Unzufriedenheit mit den Regierungen im Allgemeinen, der Rechtsruck im Speziellen. Es ist ein großes Thema, an das sich Regisseur und Autor Rupert Henning hier wagt - teilweise zu groß. Aber der Film schafft es, besonders durch die besonnenen und auf ihre letzten Tage noch einmal richtig amüsanten Ermittler Fellner und Eisner, trotz allem Wirrwarr zu unterhalten.

Es ist tatsächlich schwer, im Geflecht aus Aufständen, Verschwörungstheorien, gewaltbereiten Polizisten und Staatsschutz den Überblick zu behalten. Als Hilfe werden Rückblenden eingesetzt, die die Radikalisierung des Opfers und den Streit mit seiner Familie erklären sollen. Allerdings wirken diese sehr konstruiert und stören eher, anstatt zu helfen. Allgemein sind die Figuren etwas zu klischeehaft und erwartbar gezeichnet - und im Finale wird es eher noch undurchsichtiger als klarer.

Nichtsdestotrotz ist dieser actionreiche Politthriller gut gelungen und leider, bei aller Zuspitzung, gerade in der aktuellen Zeit in einer Welt der Schwurbler erschreckend realitätsnah. Der "Tatort" zeigt auf, wie es eskalieren kann, wenn der Dialog zwischen verschiedenen Lagern fehlt - und hat, ebenfalls sehr realistisch, keine wirkliche Lösung dafür parat. Dass Eisner und Fellner dennoch klug und ruhig reagieren, ist angenehm und zeigt in einem seiner letzten Fälle noch einmal die Qualität des Duos. Umso passender ist Adele Neuhausers persönliche Meinung zur aktuellen Weltpolitik: "Für mich persönlich habe ich beschlossen, nicht in Verzweiflung auszubrechen, wie es angesichts der Umstände eigentlich angemessen wäre."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Agentur spot on news. Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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