"Tatort: Mike & Nisha": Wie ist der neue Odenthal-Stern-Krimi?

Im "Tatort: Mike & Nisha" (9. November, 20:15 Uhr, das Erste) ermitteln die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 64) und Johanna Stern (Lisa Bitter, geb. 1984) ohne eine Leiche, allein aufgrund von Indizien gegen ein junges Paar. Doch die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen mehr.
Darum geht es im "Tatort: Mike & Nisha"
Die Hauptkommissarinnen und ihre beiden Assistenten Mara Hermann (Davina Chanel Fox) und Nico Langenkamp (Johannes Scheidweiler) gehen dem Hinweis einer - zu Unrecht - als nicht sehr glaubwürdig eingestuften Nachbarin nach: Gerlinde Wagner (Anna Stieblich) will schreckliche Schreie aus dem Haus des Ehepaares Emilia (Judith Hofmann) und Gustav Schaub (Bruno Cathomas) gehört haben.
Doch vor Ort sind für die Polizistinnen nur der nervöse Mittzwanziger-Sohn Mike Schaub (Jeremias Meyer) und dessen Freundin Nisha Nevarin (Amina Meran) anzutreffen. Von dem Familientreffen, das einen Tag zuvor an einem sonnigen Sommertag durch eine Kurzschlusshandlung schrecklich endet, ist erstmal nichts zu erahnen. Wäre da nicht ein weiterer Nachbar: der alles überwachende Erwin Ramthor (Wolf Bachofner) mit seinem Schäferhund...
Lohnt sich das Einschalten?
Ja - mit kleinen Abstrichen. "Mike & Nisha" ist kein klassischer Whodunit-Krimi, sondern ein tragisch eskalierendes Familien- und Beziehungsdrama - mit Mord und Totschlag. Auch wenn die Hauptermittlerinnen lange im Dunkeln tappen, berührt sie dieses Paar: "Warum macht mich dieses Paar so traurig?", fragt Odenthal. "Vielleicht weil die beiden ohne diese Tat ihr ganzes Leben noch vor sich hätten", antwortet Stern. "Vielleicht aber auch, weil wir bei unserer Suche nach dem dunklen Geheimnis der beiden auf eine schreckliche Wahrheit stoßen", sagt Odenthal ahnungsvoll.
Was bei diesem großen Verbrechen im kleinbürgerlichen Milieu ein bisschen irritiert, ist die Tatsache, dass man trotz aller Schikanen nicht so richtig mit dem Pärchen mitleidet - was bei anderen kriminellen jungen Paaren wie etwa im Kölner "Tatort: Kartenhaus" (2016) sehr wohl der Fall war.
Stattdessen werden die beiden eigenartigen Nachbarn zu heimlichen Hauptfiguren: Sie sind einsam, misstrauisch, neugierig, latent boshaft - und werden von Stieblich und Bachofner fabelhaft verkörpert. Der Vorort wird in diesem Krimi als klaustrophobischer Schauplatz mit düsteren Innenräumen gezeigt, in denen zwar vieles ordentlich ist, es aber deutlich an Wärme und Herzlichkeit mangelt. Den sonnigen Gegenpol bilden die liebenswerten, motivierten und fast schon kindlich-naiven Assistenten - die anderen beiden Nebenfiguren im Fokus.
Am Rande greift dieser "Tatort" auch einen Aspekt auf, der Sonntagskrimi-Fans dieses Jahr besonders umtreibt. Denn auch wenn Lena Odenthal die dienstälteste Kommissarin (seit 1989) ist, ist sie hier abermals im Joggingmodus zu sehen - und bei diesen sportlichen Bildern ist in Ludwigshafen wohl noch länger nicht mit einem Abschied zu rechnen. Anders als in München oder Wien.