Tanja Wedhorn: "Dann werde ich zur Löwenmutter"
Krankenhauskeime gehören in Kliniken zum traurigen Alltag. Wie sehr sie private Schicksale beeinflussen können, zeigt "Die Kraft, die Du mir gibst". Tanja Wedhorn spielt hier Maja, die neben einem stressigen Job auch ihre Familie zusammenhalten muss. Wie Wedhorn selbst ihr Familienleben regelt und ob sie sich vor Keimen fürchtet, erzählt sie spot on news im Interview.
München - Als ihr Mann Konrad (Alexander Beyer) sich mit Krankenhauskeimen infiziert und schwer krank wird, gerät die heile Welt von Maja (Tanja Wedhorn) ins Wanken. Um die Ursache für die Infektion zu ergründen, riskiert die aufstrebende Molekularbiologin sogar ihre Karriere. Auch Tanja Wedhorn, die die Hauptrolle in "Die Kraft, die Du mir gibst" (am 13. Juni, 20:15 Uhr im Ersten) spielt, würde für ihre Familie zur Löwin werden, wie sie spot on news im Interview verriet.
Das Thema des Films sind Krankenhauskeime. Krankenhäuser rufen bei vielen Menschen ja ohnehin Unbehagen vor - wie geht Ihnen das?
Tanja Wedhorn: Ich hatte eigentlich, bis ich mich nun näher mit dem Thema beschäftigt habe, totales Vertrauen. Ich hatte diese Vorstellung von Sterilität und Halbgöttern in Weiß, die uns alle gesund machen. Kurz nach der Leseprobe für den Film war ich dann zu einem Geburtstag eingeladen und saß mit zwei Ärzten am Tisch, denen ich von dem Filmthema erzählt habe. Die zuckten nur mit den Schultern und meinten, dass das für sie Alltag sei. Das ist eben kein ausgedachter Hollywood-Stoff. Es trifft vor allem Ältere und Patienten, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist. Aber die Zahlen sind schon unheimlich.
Ist das Vertrauen in die medizinische Versorgung dann erst mal weg?
Wedhorn: Nein, das bestimmt nicht. Ich weiß einfach ein bisschen mehr um die Risiken. Ich gehe aber immer noch davon aus, dass die Ärzte im Krankenhaus wissen, was sie tun und ihr Bestes geben. Ich musste glücklicherweise schon lange nicht mehr ins Krankenhaus. Zuletzt zu den beiden Geburten, und die liefen komplett ohne Komplikationen ab.
Wie vertraut waren Sie vor dem Film mit dem Thema Krankenhauskeime?
Wedhorn: Man sieht das natürlich in den Nachrichten, aber mir waren persönlich keine Fälle bekannt. Das war dann einfach eines von vielen Themen. Ich fand es zum Beispiel total interessant herauszufinden, dass die Niederländer jeden Patienten bei der Aufnahme auf Keime testen, und das kostet die nicht mehr, als eine CD im Handel kostet.
Denken Sie, dass es in erster Linie aus Sparwut zu so vielen Fällen kommt?
Wedhorn: Das will ich jetzt nicht beurteilen, ich bin ja kein Experte. Aber in unserer Welt dreht sich alles um Profit, da sind Krankenhäuser sicherlich keine Ausnahme
Machen Ihnen Keime generell ein bisschen Angst? Sind Sie die Art von Mutter, die sofort ein feuchtes Tuch parat hat, wenn das Kind mal was vom Boden aufhebt?
Wedhorn: Nein, gar nicht. Das ist auch kontraproduktiv. Es muss ja erst mal eine Abwehr gebildet werden. Da bin ich gar nicht panisch. Die dürfen auch Sand essen und merken, dass das gar nicht so dufte schmeckt. Ihnen immer alles vom Leib halten zu wollen, ist da meines Erachtens der falsche Weg.
Der Ältere ist nun in der Schule, der Kleine ist in der Kita. Macht es das schwerer für Ihre Arbeit? Die Kinder einfach mal schnell mit zum Dreh zu nehmen, geht dann nicht mehr.
Wedhorn: Das habe ich sowieso kaum gemacht. Mein Mann und ich haben schnell gemerkt, dass es ihnen in ihrem gewohnten Umfeld mit ihren Freunden am besten geht. Man muss auch sagen, dass ich ganz viel zuhause bin, und dann bin ich auch wirklich nur Mama. Auch während Dreharbeiten fliege ich oft mal übers Wochenende nach Berlin. Warum sollten die sich den ganzen Tag in einem Hotelzimmer langweilen, wenn ich 13 Stunden am Tag drehe? Dann habe ich am Set kein gutes Gefühl, und denen macht es auch keinen Spaß. Damit wäre niemandem geholfen.
Können Sie denn gut loslassen?
Wedhorn: Ich kann gut loslassen. Mein Mann kann Gott sei Dank noch besser loslassen und haut mir manchmal auf die Finger, wenn ich anfange, mir Sorgen zu machen. Das ist auch gut so. Ich mach mir natürlich Gedanken und habe auch manchmal Angst. Wenn man aber dann den Großen vom Balkon aus beobachtet, wie er mit stolzgeschwellter Brust zum ersten Mal vom Bäcker mit einer Tüte Brötchen zurückkommt, dann merkt man, dass das genau das Richtige ist. Man muss seinen Kindern auch was zutrauen.
Man wird teilweise auch von außen verunsichert - auf diversen Foren gibt es immer die neuesten Expertenmeinungen. Schaffen Sie es, sich trotzdem nicht beirren zu lassen und Ihrem Bauchgefühl zu folgen?
Wedhorn: Ja. Allerdings läuft es bei uns sehr rund. Wir haben gar keinen Grund, verunsichert zu sein. Ich glaube, nichts wirft einen so schnell aus der Bahn, als wenn es dem eigenen Kind nicht gut geht. Dann wäre ich bestimmt schnell dabei, mir Ratschläge aus Internetforen zu holen. Gleichzeitig merke ich, dass man bei dem zweiten Kind viel souveräner ist. Man wird ja selbst schon zu einem kleinen Profi.
Gäbe es die Überlegung, noch ein drittes zu kriegen?
Wedhorn: An sich ja. Das wäre schön! Wir sind da noch unentschlossen. Wir finden es beide im Moment noch sehr gut zu handhaben. Und auch jetzt gibt es schon Situationen, in denen es organisatorisch mal schwierig wird. Wenn ich allerdings mit dem Finger schnipsen könnte, und der oder die Kleine wäre sofort zwei Jahre alt - das fände ich super.
Wäre nicht auch der Wunsch nach einem Mädchen da?
Wedhorn: Beim ersten Kind habe ich noch total auf ein Mädchen gehofft, weil ich dachte, dann weiß ich, was ich tun muss. Dann weiß ich genau, wie die tickt. Das ist totaler Schwachsinn! Ich finde es total schön mit meinen Jungs. Ich bin einfach so verliebt in die und deren Energie. Und wenn wir jetzt ein drittes Kind kriegen würden, wäre es mir ganz ehrlich total egal. Wenn ich dann vier Männer zuhause hätte, wäre das auch saucool.
Sie sind mit Ihrem Mann schon sehr lange zusammen. Was ist Ihr Geheimnis?
Wedhorn: Wir haben keins. Ich glaube, wir hatten einfach Glück. Wir lernten uns sehr jung kennen, auf dem Gymnasium in der Theater-AG. Wir hatten nie das Bedürfnis, den anderen zu ändern. Wir lassen dem anderen seine Freiheiten. Wir sind nicht eifersüchtig, was ich sehr tödlich fände. Wir vertrauen uns total. Auch mit den Kindern ist es eigentlich nur schöner geworden. Für viele ist es ja ein Stressfaktor, wenn auf einmal die Zweisamkeit weg ist. Als wir Kinder gekriegt haben, waren wir schon 14 Jahre lang zusammen und hatten das Leben schon voll mitgenommen mit Reisen und Feiern und allem, was dazugehört. Es passt einfach alles.
Dafür, dass Sie so lange zusammen waren, haben Sie sich mit dem Heiraten allerdings auch Zeit gelassen. Warum dann überhaupt noch heiraten?
Wedhorn: Ich hatte nie dieses romantische Bild von einer Hochzeit in Weiß mit Kutsche und Kitsch, auch als Kind nicht. Das war mir nie wichtig. Als Theo zweieinhalb war, hat Simon mir dann einen Antrag gemacht. Meine erste Reaktion war: "Damit macht man keine Scherze!" Aber er meinte das ernst. Dann sagt man natürlich ja. Wir haben erst mal standesamtlich geheiratet und letztes Jahr dann kirchlich. Wenn man so spät heiratet, hat der Freundeskreis natürlich auch längst Kinder, also waren insgesamt über 70 Kinder da. Das war total schön. Es hat sich wirklich wie ein Fest für die Liebe angefühlt.
Maja aus dem Film ist wahnsinnig integer und auch sehr stark. Wenn es um ihren Mann geht, riskiert sie auch ihren Job. Sind Sie auch der Typ Löwenmutter?
Wedhorn: Ja, denn ich habe einen sehr großen Gerechtigkeitssinn. Ich hab es zwar gerne friedlich und scheue Auseinandersetzungen eigentlich total. Wenn es aber zu weit geht, bin ich ganz schnell auf 180. Dann werde ich zur Löwenmutter, und dann kämpfe ich.
Der "Playboy" hatte ja einmal bei Ihnen abgefragt. Warum haben Sie abgelehnt?
Wedhorn: Das Angebot kam, als ich die Telenovela gemacht habe. Das war vor sieben oder acht Jahren. Man fühlt sich ja dann erst mal ein bisschen geschmeichelt. Mir wurde aber ganz schnell klar, dass ich das nicht brauche. Wofür denn auch? Das bringt mich als Schauspielerin nicht weiter. Und ich fand den Gedanken letztendlich auch nicht reizvoll, von so vielen Männern auf diese Art betrachtet zu werden.
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