So wird der Rostock-Polizeiruf "Liebeswahn"
Ein besonders brutaler Mord beschäftigt die Kommissare Alexander Bukow und Katrin König in Rostock: Einem Lehrer wurde die Zunge herausgeschnitten. Die Spur führt nicht, wie zunächst vermutet, zur Russenmafia. Was der Fall mit Liebe zu tun hat, zeigt sich am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten. Lohnt sich das Einschalten? Hier gibt es die Antwort!
Im "Polizeiruf 110: Liebeswahn" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) werden die Kommissare Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) zu einem besonders brutalen Mord gerufen: Einem unbescholtenen Lehrer wurde die Zunge herausgeschnitten, er verblutet. Was nach mafiösem Zum-Schweigen-bringen aussieht, hat eher mit Sadomaso zu tun, wie die Rostocker Ermittler bald herausfinden. Als auch die Kommissare selbst sowie Bukows Familie ins Visier des Mörders geraten, zählt jede Sekunde...
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Lohnt es sich, am Sonntag einzuschalten?
Ja, denn dieser Fall ist spannend bis zum Schluss. Auch sind die privaten Themen der beiden Ermittler intelligent eingewoben: Er hat seine frustrierte Hausfrau- und Mutter der beiden Söhne daheim sitzen, sie ist nach Schichtende allein, einsam und weinselig. Sinnliche Lebenslust und existentielle Lebensgefahr trennt oder besser verbindet hier nur ein Schnitt.
Einmal mehr geht es auch in diesem Krimi um Honoratioren wie Ärzte und Lehrer, die heimlich extremen sexuellen Neigungen nachgehen. Naturgemäß heimlich verläuft auch eine Affäre. Der Zuschauer weiß davon und so klingt der Satz einer der Beteiligten zu ihrem Ehemann wie Hohn: "Dafür [Sex] bin ich nicht entspannt genug." Auch für Mitwisser kann eine Affäre belastend sein. Ein Ausweg für diese Zwickmühle wird im Krimi gezeigt - und eine klare moralische Einordnung zwar von einem Single, der sich damit vielleicht etwas leichter tut, dennoch ohne Zeigefinger gleich mitgeliefert.
"Was ist aus dem guten alten Kuschelsex geworden?", fragt nicht nur Frau König. Die zunehmende "Pornoisierung" der Gesellschaft wird schon länger von Soziologen untersucht. Ein dagegen auf jeden Fall pathologischer Auswuchs der Liebe, dem bei weitem nicht nur Stars zum Opfer fallen ist das Stalking. Wie schnell man da reinrutscht, wenn man nur auf das falsche Gegenüber triff, auch das zeigt der Sonntagabend-Krimi-erfahrene Regisseur und Drehbuchautor Thomas Stiller in "Liebeswahn".
Ein Dauerthema des Rostocker Polizeiruf-Teams spielt dafür diesmal so gut wie keine Rolle: "Die Vergangenheit ist ein zäher Hund", lässt aber erahnen, dass die Fluchtgeschichte von Profilerin König noch nicht auserzählt ist... Abschließend noch eine kurze Anmerkung zur Sonntagskrimi-nach-22-Uhr-Diskussion: Ob ein Zwölfjähriger nach diesem Polizeiruf ohne weiteres einschlafen kann, darf bezweifelt werden.