Siegfried Rauch: "Jetzt wird's dann aber langsam Zeit!"

Seit 1999 ist Siegfried Rauch Kapitän auf dem "Traumschiff" (ZDF). Am heutigen 2. Weihnachtsfeiertag sticht er nun zum letzten Mal in dieser Funktion in See.
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Als Kapitän Paulsen ist Siegfried Rauch zum letzten Mal auf dem Weg nach Malaysia
ZDF/Dirk Bartling Als Kapitän Paulsen ist Siegfried Rauch zum letzten Mal auf dem Weg nach Malaysia

Seit 1999 ist Siegfried Rauch Kapitän auf dem "Traumschiff" (ZDF). Am heutigen 2. Weihnachtsfeiertag sticht er nun zum letzten Mal in dieser Funktion in See. Im Gespräch mit spot on news zieht der leidenschaftliche Oberbayer Bilanz. Rauch erklärt auch, warum er auf eine so skandalfreie Karriere zurückblicken kann.

Weilheim - Schauspieler Siegfried Rauch (81, "Wildbach") lebt mit seiner Frau Karin in einem Bauernhaus in der Nähe der oberbayerischen Kleinstadt Weilheim. Aus seiner Liebe zur heilen Welt und der Naturverbundenheit macht er auch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news über seine letzte Fahrt als Kapitän Jakob Paulsen auf dem "Traumschiff" (26. Dezember, ZDF, 20.15 Uhr) keinen Hehl. Rauch erklärt außerdem, warum er über diesen Abschied nicht traurig ist und erzählt von seiner schönsten Urlaubsreise.

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Herr Rauch, ist der Abschied vom "Traumschiff" traurig?

Siegfried Rauch: Das "Traumschiff" ist ein schönes Kapitel in meinem Leben, das ich sehr genossen habe. Wer darf schon solche Berufsjahre erleben? 15 Jahre, in denen die Rolle Spaß macht und man die Welt sieht. Traurig zu sein, wäre undankbar. Als junger Mensch hatte ich schon Fernweh, heute bin ich heimatverbundener. Schon länger habe ich mir, wenn ich weg war, immer Fotos vom schönen Münchner Umland angeschaut und dabei gemerkt: "Jetzt wird's dann aber langsam Zeit!"

Haben Sie genug von der Welt gesehen?

Rauch: Wenn Sie achtmal in Neuseeland waren, fünfmal auf Samoa, viermal auf Bora Bora, dann reicht es auch mal. Es verliert an Reiz, denn am reizvollsten ist es ja, Dinge zum ersten Mal zu erleben. Beim zwanzigsten Mal Polynesien denkt man nur noch an diesen 24-Stunden-Flug und den Jetlag.

Wie haben Sie den Abschied gefeiert?

Rauch: Ich habe überhaupt nicht gefeiert, die haben mich gefeiert. Auf dem Schiff gab es ein Fest mit einem sensationellen Programm. Das ist einfach typisch Wolfgang Rademann und es war auch wirklich wunderschön.

Was werden Sie vermissen?

Rauch: Die Sache an sich eigentlich nicht, die ist abgeschlossen. Die Menschen, die mitgemacht haben, schon. Und da hoffe ich auch, dass wir in Kontakt bleiben und ab und zu mal in Erinnerungen schwelgen.

Gab es bei den "Traumschiff"-Dreharbeiten ein besonders unangenehmes Erlebnis?

Rauch: Wir sind zweimal in einen Wirbelsturm geraten, das war nicht lustig. Es war sogar so schlimm, dass wir eigentlich nur noch beten konnten. Grundsätzlich ist es ja ganz gut, wenn man merkt, dass die Natur stärker ist als der Mensch. Aber diese Angst und Ehrfurcht halten bekanntlich nicht sehr lange an.

Ansonsten alles gut überstanden?

Rauch: Ja, das ist aber nicht selbstverständlich. Zweimal habe ich einen Virus aufgeschnappt, bei dem ich dachte, das Ende wäre gekommen. Bei dem im Amazonas habe ich hinterher erfahren, dass ich mit ein bisschen mehr Pech, wenig später tot gewesen wäre. Bei diesem Virus entsteht in der Niere eine Blutvergiftung und dieses Blut wird dann so schnell weitertransportiert, dass Sie binnen zehn Minuten sterben. Das sind auch Erlebnisse, die man beim "Traumschiff"-Dreh in die Waagschale legen muss.

Das passt aber gar nicht zur heilen Traumschiff-Welt.

Rauch: Das stimmt, aber das ist ja auch die Realität. Das, was Sie im Fernsehen sehen, ist das Märchen. Im Film ist natürlich alles schön und das soll ja auch so sein. Hässliches gibt es schließlich genug in der Welt: Unfälle, Morde, Kriege, Umweltkatastrophen... Keine Brutalität und ein Happy End tun da einfach mal richtig gut.

Wie haben Sie es geschafft, skandalfrei durchs Berufsleben zu kommen?

Rauch: Ich bin einfach so. Ich lebe ein normales Leben und bin ein langweiliger Mensch. Sensationen gibt es bei mir nicht. Die Medien hätten lieber mal über Affären und andere Skandale berichtet, ein normales Leben mögen sie nicht so gern, aber ich mag meine heile Welt.

Und jetzt Freude Sie sich aufs Fischen?

Rauch: Ja, gefischt habe ich immer gerne. Ich hatte in den 1950er Jahren auch eine Fischkarte, aber die habe ich leider verfallen lassen.

Warum fischen Männer so gerne?

Rauch: Bei mir kommt es aus der Jugend, damals haben wir das auch aus Hunger gemacht. Früher durfte man ja immer erst ab 6 oder 7 Uhr in der Früh fischen, ich bin trotzdem immer schon vorher auf den See hinausgefahren, weil ich diese Stille und Einsamkeit so faszinierend fand. Außerdem hat es etwas von einem Abenteuer, selber einen Fisch zu fangen und zu grillen. Und ein bisschen Jagdinstinkt ist sicher auch dabei. Richtig jagen könnte ich allerdings nicht.

Was war Ihr schönstes Urlaubserlebnis?

Rauch: Der erste Urlaub mit meinem Bruder, in dem wir von daheim aus nach Cattolica an die adriatische Riviera gefahren sind. Damals in den 1950er Jahren war das ein Traum. Zum ersten Mal das Meer sehen, zum ersten Italiener sehen. Das werde ich nie vergessen, auch wenn Bora Bora vom Paradiesischen her natürlich hundertmal so schön ist wie die Adria.

Waren Sie damals auch am Gardasee?

Rauch: Mein Abiturausflug ging nach Malcesine am Gardasee. Das war damals ein wunderschönes, touristisch unberührtes, malerisches Städtchen mit einer einzigen Kneipe unten am See, in der nur Einheimische waren. Kaum zu glauben, gell? (lacht)

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