Servus TV-Gründer Mateschitz: Leicht aufbrausend
Natürlich darf ein Unternehmer einen Laden zusperren, der nur Verluste macht. Am Montag hieß es, der österreichische Sender Servus TV müsse seinen Betrieb einstellen, weil "digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen". Der Verlust von jährlich drei Millionen Euro wäre Dietrich Mateschitz zu teuer.
Die Begründung wirkte nicht völlig überzeugend: dem Red-Bull-König werden globale Fernsehpläne nachgesagt. Außerdem sind drei Millionen für Mateschitz nur Peanuts: Das Vermögen des reichsten Österreichers wird auf 10,5 Milliarden Dollar geschätzt.
Das neoliberale Unternehmertum braucht ein Gegengewicht
Dann gab der offenbar leicht aufbrausende Autokrat zu, er habe sich vor allem über die Online-Umfrage zur Gründung eines Betriebsrats geärgert. Das sei für ihn der Anlass gewesen, den Laden dicht zu machen und alle Leute rauszuwerfen.
Servus TV wird doch nicht eingestellt!
Am Mittwoch verzichtete die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter auf die Gründung einer Vertretung. Mateschitz nahm die Schließung von Servus TV zurück. Er erklärte, er habe ein Ende der Unabhängigkeit seines Senders gefürchtet, der bisher allerdings nicht durch politische Sendungen aufgefallen ist.
In Österreich lösen starke Gewerkschaften nach dem Scheitern der verstaatlichten Industrie in weiten Kreisen zwar gemischte Gefühle aus. Trotzdem: Wenn es in der Woche nach dem Tag der Arbeit einen Beweis gebraucht hätte, dass Herrenmenschen-Unternehmer ein starkes Gegengewicht in Form von Gesetzen und Gewerkschaften brauchen, dann dieses unwürdige Katz- und Maus-Spiel.
Der Autokrat hat sich durchgesetzt. Ob die Mitarbeiter auch gewonnen haben, wird sich langfristig zeigen. Der Sender mag nach dieser Affäre nun bekannter sein als vorher. Aber samt der Brause nicht unbedingt sympathischer.
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