Schweigers Sünden

Am Sonntag ist es soweit: Til Schweigers erster „Tatort“ wird ausgestrahlt. Um seine Rolle als Kommissar Nick Tschiller gab es schon im Vorfeld heftige Debatten – die AZ fasst sie zusammen
Amina Linke |
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Das Ziel klar vor Augen: Als Kommissar Tschiller will Til Schweiger auch die eingefleischten "Tatort"-Fans überzeugen.
NDR / Marion von der Mehden Das Ziel klar vor Augen: Als Kommissar Tschiller will Til Schweiger auch die eingefleischten "Tatort"-Fans überzeugen.

Am Sonntag ist es soweit: Til Schweigers erster „Tatort“ wird ausgestrahlt. Um seine Rolle als Kommissar Nick Tschiller gab es schon im Vorfeld heftige Debatten – die AZ fasst sie zusammen.

MÜNCHEN
- Wo Til Schweiger drauf steht, ist auch Til Schweiger drin!“, betont der 49-jährige Schauspieler aus Freiburg gern. Ins Kino lockte er mit seiner Personalunion-Einstellung bereits Millionen in seine Komödien. Ob er die aber auch als „Tatort“-Kommissar Nick Tschiller begeistern kann, wird man diesen Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD sehen. Sorgte sein selbstbewusstes Auftreten immerhin schon vor Drehbeginn für so manchen Zündstoff. Oder waren die Debatten um Vorspann und Co. gar Kalkül? Sicher ist auf jeden Fall, dass es bei noch keinem „Tatort“ so viel Vorberichterstattung gab, wie bei „Willkommen in Hamburg“. Die AZ blickt auf die Klüngeleien nochmal zurück.

Der Vorspann-Fauxpas
Dede-dede-dede-de-deee-de-deee-de-de-deeeee, so beginnt der Sonntagabend für Millionen Deutsche jede Woche. Für viele sogar seit Jahrzehnten. Sie sitzen dann gemütlich auf dem Sofa, bringen sich bei den ersten Klängen des Kult-Krimis in Position, verleihen der Startmelodie ihre Stimme und machen mit den Armen Rennbewegungen, wenn die Verfolgungsjagd beginnt.

Ritual-Verkenner Til Schweiger wollte das doch tatsächlich ändern. Das berühmte Augenpaar und Fadenkreuz sei „outdated“ und „irgendwie dämlich“, sagte der für seine Meinungsstärke gefürchtete Darsteller vor gut einem Jahr. Das Echo war enorm: Solch ein Markenzeichen der Serie dürfe man doch nicht aufgeben, empörte sich auch der Komponist der „Tatort“-Titelmelodie, Jazzmusiker Klaus Doldinger. Schweiger selbst ist mittlerweile so genervt von der Debatte, dass er zurückrudert: Er finde den Vorspann zwar immer noch altmodisch, aber wenn ihn alle so lieben würden, bitte. Gnädig ist er ja schon, der Schweiger. Das über 40 Jahre alte Intro bleibt.

Der Mel-Gibson-Effekt
Mit Action und einer Ladung Testosteron, Schießereien und Schlägereien will Schweiger den TV-Sonntagabend aufmischen: Der erste Hamburger „Tatort“ läuft nur wenige Sekunden, da flucht er schon – in Anlehnung an die erste Schimanski-Folge – „Fuck!“, einige Minuten später gibt es drei Tote – erschossen von Hauptkommissar Tschiller mit der Dienstwaffe am ersten Arbeitstag beim LKA.
Der Action-Thriller-Einschlag liegt dabei ganz im Sinne von Regisseur Christian Alvart. Ein Vergleich mit „Lethal Weapon“? Aber gern. Allerdings stand für den US-amerikanischen Polizeifilm auch ein Budget von 15 Millionen Dollar zur Verfügung. Zum Vergleich: Eine „Tatort“-Folge kostet zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro. Für Schweiger nicht genug. Er soll die Produktionskosten um 500.000 Euro für Pyrotechnik und kaputte Autos aufgestockt haben. Damit ist der Hamburger „Tatort“ der teuerste überhaupt.  Aber was soll ein Til Schweiger als Kommissar auch machen? Nett an der Tür klingeln, statt sie einzutreten?

„Tschill“ mal
Die Namensdiskussion – ein heikles Thema! Warum sich Schweiger mit seinem ursprünglichen Rollennamen „Nick Tschauder“ nicht anfreunden konnte, weiß eigentlich keiner so recht. Vielleicht war er nicht nuschelgerecht. Vielleicht war er aber auch nicht cool genug. Schweiger jedenfalls mokierte sich, pochte bei der NDR-Redaktion auf Änderung und raus kam „Tschiller“ – der Vorname blieb.

Das Quoten-Duell
„Er wird uns alle übertrumpfen“, kommt die Quotenansage ausgerechnet aus dem beliebtesten „Tatort“-Revier, dem Münsterland. Und Schauspieler Axel Prahl setzt noch einen drauf: „Til knackt die magische 12-Millionen-Marke.“
Doch erstens wurde die inzwischen von Prahl und Kollege Jan Josef Liefers selbst übertroffen. Und zweitens ist diese Marke in der „Tatort“-Geschichte gar nicht so magisch. In den 1970er Jahren konnten immerhin Einschaltquoten von mehr als 25 Millionen Zuschauern verbucht werden (nur für die BRD). Dabei gilt „Nachtfrost“ mit Kommissar Fink, gespielt von Klaus Schwarzkopf, als die erfolgreichste Folge. Sie hatte mit 76 Prozent die höchste Sehbeteiligung aller gezeigten Tatort-Filme bei der Erstsendung.
Schweiger selbst bleibt bei solchen Zahlen gelassen und sagt, es sei wie bei Markus Lanz’ erster „Wetten, dass“-Show: Zuerst schalten alle ein, weil sie sehen wollen, wie man’s macht. Ob sie aber auch am Ball bleiben, weiß man nicht. Schweiger will deshalb auch erstmal nur vier „Tatort“-Folgen drehen – eine pro Jahr.
Duckmäusern gilt allerdings nicht. Bei dem ganzen Tamtam, den Schweiger veranstaltet hat, sollte zumindest eine Quote im zweistelligen Bereich drin sein – alles andere wäre peinlich. 

Nicht ohne meine Tochter
Ob bei „Keinohrhasen“, „Phantomschmerz“ oder „Kokowääh“, Til Schweigers Tochter Luna ist immer dabei. Keine Frage also, dass sie an Alster und Elbe nicht fehlen darf. Die 16-Jährige spielt – welch eine Überraschung – Tschillers Tochter Lenny. Nur für sie ist der Kommissar aus dem SEK ausgeschieden und nach Hamburg gegangen.
Eine Geschichte, die aus Schweigers Leben greift. Liebäugelte er doch mit dem Hamburger „Tatort“ auch, weil seine vier Kinder an der „Waterkant“ leben. Um sie öfter zu sehen, kaufte sich der Wahlberliner hier bereits ein Haus. Ob sich der Umzug auch beruflich lohnt, wird man sehen.

 

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