Qurin Berg: "Deutschland ist ein absolutes Krimi-Land"
München - Quirin Berg und sein Geschäftspartner Max Wiedemann (Wiedemann & Berg) zählen zu den erfolgreichsten Produzenten Deutschlands. Im Jahr 2007 bekam ihr Film „Das Leben der Anderen“ den Oscar. Zu den weiteren Erfolgen des Duos zählen die Kinohits „Männerherzen“, „Friendship“, „Vaterfreuden“ oder der Thriller "Who Am I - Kein System ist sicher", für den das Duo gerade den Bambi „Bester Film national“ erhielt. Auch im Fernsehen setzen die beiden Akzente, wie etwa Anfang des Jahres mit dem ZDF-Dreiteiler „Tannbach“ oder dem Oktoberfest-Tatort, der im September die beste Quote seit 23 Jahren für die Münchner Ermittler erzielte.
Jetzt zum Jahresende folgt der nächste Coup: Wiedemann & Berg und Sat1 bringen den größten Krimi des Jahres ins TV: „Mordkommission Berlin 1“, so der Titel des Events, das am 1. Dezember in Sat.1 ausgestrahlt wird. Der aufwändige Film schickt das Publikum auf eine Zeitreise ins schillernde Berlin der 20er Jahre. Dort ermittelt Kommissar Lang (Friedrich Mücke) in der Berliner Unterwelt und trifft auf Gangsterboss Tauss (Tobias Moretti). Vor der Kamera standen außerdem Emilia Schüle, Frederick Lau (wurde gerade mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet) sowie der deutsche Hollywood-Export Antje Traue.
Wir haben Quirin Berg aus diesem Anlass zum Interview getroffen und mit ihn über den neuen Film gesprochen.
Herr Berg, Sie bringen mit „Mordkommission Berlin1“ einen großen historischen Krimi ins Fernsehen. Warum ein historischer Krimi?
QB: Deutschland ist nun einmal ein absolutes Krimi-Land. „Mordkommission Berlin1“ ist in meinen Augen aber in mehrfacher Hinsicht herausragend. Wir haben einen extrem spannenden und rätselhaften Fall: Wie kann der Mörder der Mörder sein, wenn er eigentlich gerade im Gefängnis sitzt? Dieser Frage muss sich unser Kommissar stellen und dabei bekommt alles eine sehr persönliche Dimension für ihn. Die Figuren sind vielschichtig, manchmal abgründig. Wir sind definitiv nicht schwarz und weiß. Die ganze Tonalität hebt sich schon deutlich ab, da ist unserem Regisseur Marvon Kren ein wirklich starker Wurf gelungen. Und dann haben wir natürlich dieses fantastische Setting, das gibt dem Krimi nochmal eine ganz andere Dimension. Dabei meine ich aber nicht nur die visuelle Opulenz die uns in den Bann zieht, die andere Zeit öffnet für das Krimi-Genre auch neuen Türen, ermöglicht eine Erzählweise, die wir eben nicht wöchentlich sehen.
Wie sind Sie auf diesen historischen Stoff gekommen?
QB: Ich habe über die Berliner Ringvereine gelesen, eigentlich wohltätige Organisationen, die aber in den ersten beiden Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts eher eine Fassade für die organisierte Kriminalität waren. Das hat mich direkt sehr fasziniert, das ist nicht weniger spannend als die Mafia in Chicago, aber ist eben eine wirklich urdeutschen Geschichte. Zufällig wurde uns dann ein Stoff in diese Richtung angeboten. Auch die Figur unseres Kommissars Paul Lang basiert auf einer realen Person, die des legendären Kriminalisten Ernst Gennat. Gennat war für seine Zeit ein sehr fortschrittlicher Kommissar, der bei seinen kriminalistischen Ermittlungen erstmals Dinge durchdacht hat, die heute bei Fahndungen ganz selbstverständlich sind. Wir haben die Figur nicht 1:1 übernommen, uns aber inspirieren lassen. Diese ganze Materie wurde so in Deutschland noch nie erzählt. Auch RTL und die ARD/Sky haben übrigens inzwischen Projekte in diese Richtung verkündet. Die 20er Jahre in Berlin sind einfach eine extrem spannende Zeit. Und für uns Filmemacher ist es natürlich großartig, vergangene Welten wieder zum Leben zu erwecken.
Früher Komödien wie „Männerherzen“ und „Friendship“, heute „Tatort“ und nun „Mordkommission Berlin1“. Warum dieser Genre-Wechsel?
QB: Wir haben uns noch nie auf Genres festgelegt oder auf ein Format. Diese Vielfalt ist gerade das Schöne für uns Arbeit als Produzenten. Auch im nächsten Jahr werden wir im Kino und im Fernsehen wieder in alle Richtungen arbeiten. Ich hoffe die Qualität bleibt der rote Faden.
Warum kommen vor allem Krimis beim deutschen Publikum so gut an? Wie erklären Sie sich das?
QB: Es ist ein weltweites Phänomen, aber die Deutschen liegen sicher ganz weit vorne. Es hat wohl damit zu tun, dass der Zuschauer bei Krimis mitdenken muss bzw. kann. Man will die Antwort auf eine ganz klare Frage, das motiviert natürlich dranzubleiben. Und oft tauchen die Fälle in interessante Milieus ein, mal düster mal spektakulär, mal intim. Wobei man sich doch fast immer darauf verlassen kann, dass am Ende wieder Gerechtigkeit hergestellt wird – und das sorgt beim Zuschauer für eine gewisse Zufriedenheit, eine gewisse Sicherheit.
Sie leben nach wie vor in München, sind aber auch viel in Berlin. Wo steht der Bambi?
QB: Wir haben ein Büro in München und auch eines in Berlin. Das sind einfach die beiden wichtigsten Film-Städte und beide auf ihre Art großartig. Es ist ja kein entweder - oder, sondern ein schönes Miteinander. Der Bambi steht allerdings gerade in München.
- Themen:
- Deutscher Filmpreis
- Mafia
- Mörder
- RTL
- Sat.1