Polizeiruf "Fieber": Die AZ-Kritik
Die Evolution des deutschen TV-Kommissars schreitet voran: Vor knapp 40 Jahren bekamen die ersten Ermittler ein Privatleben, vor 30 Jahren erste Alkoholprobleme und an diesem Sonntagabend erstmals multiresistente Krankenhaus-Keime. Eine Besserung ist dadurch nicht eingetreten.
Oder doch: Matthias Brandt ist in der Polizeiruf-Folge „Fieber“ sicherlich einer der besten Schauspieler, der je einen TV-Ermittler gespielt hat. Und das wird sich wohl bei all dem, was man vom neuen Tatort aus Hamburg mit Til Schweiger hört, so schnell nicht ändern. Aber wie schon bei seinem ersten Fall Buch und Regie sind nicht dazu angetan, sich für diesen Krimi zu interessieren. Und das selbst dann nicht, wenn man sich als geübter Sonntagabend-Krimi-Schauer anfangs noch denkt: „Och, warum nicht, ist doch mal was anderes.“
Das liegt mutmaßlich daran, dass Regisseur Hendrik Handloegten sich in Bild und Inszenierung ganz weit vorn, also da, wo die Avantgarde ist, vermutet. Nach meinem Eindruck ist er eher ganz weit weg - vom Zuschauer nämlich. Dabei ist der 110-Einstieg rasant, aber was dann an Zauberberg-Panoramen, halluzinatorischem Unfug und einfältiger Medizin-Kritik folgt, ist wirklich nur durch die exzellente Besetzung zu ertragen.
Und dem wichtigen Thema „Krankenhausinfektionen“ wünscht man eine würdigere, nein: einfach eine bessere Dramatisierung. Das Fred-Astaire-Stück im musikalischen Beiprogramm lässt einen wehmütig von zeitgenössischen US-Gangsterfilmen mit James Cagney träumen...
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