Pasquale Aleardi: So tickt Deutschlands skurrilster Kommissar

Kommissar Dupin, der am Donnerstag im Ersten in "Bretonische Verhältnisse" ermittelt, hat eine ganz schöne Macke. Schauspieler Pasquale Aleardi im Interview.
von  (mih/spot)
Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi, Mitte) muss mit seinen beiden Assistenten Riwal (Ludwig Blochberger, re.) und Kadeg (Jan Georg Schütte) einen verzwickten Mordfall aufklären
Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi, Mitte) muss mit seinen beiden Assistenten Riwal (Ludwig Blochberger, re.) und Kadeg (Jan Georg Schütte) einen verzwickten Mordfall aufklären © ARD Degeto/Sandra Hoever

Die deutsche Antwort auf "Monk"? Oder doch eher "Columbo"? Klar ist nur: Kommissar Dupin, der am Donnerstag im Ersten in der Bestseller-Verfilmung "Bretonische Verhältnisse" ermittelt, hat eine ganz schöne Macke. Das gibt sogar Schauspieler Pasquale Aleardi im Interview zu.

Berlin - Bretonische Leichtigkeit statt teutonischer Schwere: Kommissar Georges Dupin, gespielt von Pasquale Aleardi (42), nimmt die Ermittlungen auf. Über 500.000 Mal verkaufte sich die Roman-Vorlage von Jean-Luc Bannalec bislang alleine hierzulande. Die ARD Degeto hat den Stoff nun verfilmt. Herausgekommen ist dabei ein kurzweiliger Krimi, der nicht nur wegen seiner traumhaften Bilder eine angenehme Abwechslung vom oft grau schattierten "Tatort" ist. Auch Fans und Leser des Bestsellers dürften mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Die Romanvorlage zum ARD-Film "Bretonische Verhältnisse: Ein Fall für Kommissar Dupin" können Sie hier bestellen

Darum geht's: Der gegen Autoritäten allergische Kommissar Georges Dupin wurde aus Paris in die tiefste bretonische Provinz strafversetzt. Während er gerade noch mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hat, überschattet ein seltsamer Mord die Idylle seiner neuen Heimat: Der beliebte Hotelbesitzer und Kunstmäzen Pierre-Louis Pennec wird erstochen an der Hotelbar aufgefunden. Aber wer ermordet einen 91-Jährigen?

Während Dupin mit der entspannten Mentalität der Bretonen seine Schwierigkeiten hat, ist es genau diese beschwingte Leichtigkeit, die den Film von der Krimi-Konkurrenz abhebt. In manchen Momenten erinnert das Ganze an "Inspector Barnaby" in einem französischen Fischerort. Schauspieler Pasquale Aleardi hat sichtlich Spaß dabei, seinem Kommissar Dupin eine eigene Note zu geben: Niemals albern, aber mit interessanten Macken. Er schwingt den Stift wie ein Dirigent den Taktstock, pflegt seine Fisch-Aversion und rast mit kindlicher Freude immer wieder durch die gleiche Radarfalle.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der in der Schweiz geborene Aleardi über den Druck, eine Romanfigur zu verkörpern und was ihn von anderen TV-Kommissaren unterscheidet.

Kommissar Dupin ist eine berühmte Romanfigur, die Bücher sind Bestseller. Sie wissen, dass tausenden Zuschauern ihre Darstellung nicht passen wird, weil jeder Leser eigene Vorstellung im Kopf hat?

Aleardi: Den ersten Roman haben mittlerweile eine Million Menschen gelesen - das heißt, es gibt in den Köpfen der Leser eine Million verschiedene Dupins. Am Anfang habe ich mich deshalb unter Druck gesetzt. Aber dann ist mir klar geworden, dass ich den Vorstellungen sowieso nicht gerecht werden kann. Das muss man einfach akzeptieren und versuchen, Vertrauen in die eigenen Ideen zu haben.

Haben Sie gezögert, die Rolle anzunehmen?

Aleardi: Keine Sekunde! Ich habe mir bei meinen Jobs früher oft gewünscht, dass man mehr Zeit bekommt, um in eine Rolle hineinzuwachsen. Genau das ist hier der Fall. Bisher sind drei Filme geplant, in zwei Wochen beginnen die Dreharbeiten zu 'Bretonische Brandung', dem zweiten Teil der Reihe. Gemeinsam mit Regisseur Matthias Tiefenbacher und den Autoren haben wir Dupins Eigenheiten aus der Romanvorlage weiterentwickelt. Das macht riesigen Spaß. Außerdem habe ich noch nie einen TV-Kommissar gespielt.

Gibt es Ermittler, an denen Sie sich orientieren?

Aleardi: Nicht direkt. Starsky und Hutch, Telly Savallas als Kojak oder Lieutenant Mike Stone und Inspector Steve Keller aus "Die Straßen von San Francisco" - das waren die Helden meiner Kindheit. Möglich, dass da unbewusst etwas in meine Darstellung einfließt. Aber Dupin ist ein sehr eigener Typ mit ganz speziellen Macken, ein sehr eigener Kauz. Das macht die Arbeit umso schöner.

Wie steht es um ihre Macken?

Aleardi: Das müssen sie eigentlich meine Freunde und Kollegen fragen. Wobei ich mich wie Dupin in Themen und Aufgaben verlieren kann. Allerdings liebe ich gegrillten Fisch und fühle mich auch am Meer sehr wohl - das kann man von ihm definitiv nicht behaupten.

Wenn es uns im deutschen Fernsehen an etwas nicht fehlt, dann an Ermittlern. Warum hat ihr Dupin trotzdem seine Daseinsberechtigung?

Aleardi: So einen Kommissar hat es noch nicht gegeben. Er kommt zwar modern daher, ermittelt aber ganz klassisch. Old school würde ich das vielleicht nennen. Er hat sehr skurrile Methoden, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und auch das Setting in der Bretagne ist noch unverbraucht und verleiht dem ganzen internationales Flair. Das macht ihn schon speziell.

Sie selbst sind in der Schweiz geboren, haben italienisch-griechische Wurzeln und Leben in Berlin. Kamen Sie sich schon mal wie ein Fremder vor?

Aleardi: Ich hatte nie ein Problem, irgendwo zu Recht zu kommen. Wenn ich in die Schweiz gehe, bin ich Schweizer. In Italien werde ich zum Italiener. Und in Berlin fühle ich mich eh heimisch. Ich kann da sehr einfach hin und her wechseln, nicht nur sprachlich, auch mental.

Sie haben eine eigene Band, spielen Klavier und haben auch schon zwei Alben veröffentlicht. Wenn sie sich entscheiden müssten: Musik oder Schauspielerei?

Zum Glück muss ich das nicht. Aber ich lebe natürlich von der Schauspielerei, deshalb würde mir zumindest finanziell die Entscheidung nicht so schwer fallen.

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